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Vater`s Abschied von der Mobilität?
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Meine DJ-Biografie - Kapitel 2: "GEBURT" EINES DJ
HH und ich beschlossen auf der Rückfahrt nach dieser Feier eine zukünftige Zusammenarbeit. Er versprach, mir eine PA-Anlage zusammenzustellen. Da ich diese Anlage jedoch als Student nicht direkt bezahlen konnte, vereinbarten wir eine Art Leasing: mit jedem Musiktermin zahlte ich ihm also eine Leihgebühr, ein weiterer Anteil ging in die Bezahlung der Anlage. Solange das Equipment jedoch noch nicht endgültig bezahlt war, sollte es in seiner Garage gelagert werden – später sollte ich dann frei darüber verfügen können. | |
Wenige Wochen später rief mich HH an und informierte mich über meinen ersten Auftritt. Ein Fußballverein veranstaltete ein Kohlessen mit anschließendem Tanz. Mein erster Einsatz! Mit jedem Tag, den diese Feier näher rückte, wurde mir etwas flauer im Magen. | |
Ordnungsgemäß meldete ich in den nächsten Tagen die Gründung meines „Betriebes“ mit der Beschreibung „Musikbeschallung mit Schallplatten, mobil. Mobiler Discjockey“ im Rathaus unserer Samtgemeinde an, denn ich hatte zuvor von diversen Fällen gehört, bei denen das Finanzamt empfindliche Strafen gegen nicht ordnungsgemäß gemeldete mobile Discotheken verhängt hatte – das sollte mir nicht passieren. HH bemühte sich derweil um meine PA. Er ließ extra von einem Tischler ein Gehäuse für zwei Turntables herstellen und stattete dieses mit zwei neuen, robusten Lenco-Plattenspielern aus. | |
Die Lautsprecheranlage bestand aus gebrauchten Grundig - Aktivboxen die immerhin mit einer Maximalleistung von 150 Watt je Box angegeben waren. Aktivboxen zeichnen sich besonders durch ihre Kompaktheit aus. Für ihren Betrieb benötigt man keinen separaten Verstärker, auch Endstufe genannt, denn jeder dieser Lautsprecher ist bereits an seiner Rückseite mit einer eigenen Endstufe ausgestattet. Für den Fall, dass es etwas mehr Beschallung bedurfte, weil beispielsweise der Saal oder die Menschenmenge etwas größer ausfiel, standen mir zwei weitere, etwas größere, ebenfalls gebrauchte Grundig - Aktivboxen mit jeweils 180 Watt zur Verfügung. Die kleineren Lautsprecher wurden auf stabile Stative gesetzt, die größeren dienten als Standboxen, blieben also auf dem Boden – sie waren eh viel zu schwer um sie allein auf die Stative heben zu können. Es fehlte nur noch ein Mischpult. In HH's Fundus fand sich ein Vierkanal-Gerät von Monacor. Für den Anfang sollte das reichen. Auch mit einem Mikrofon konnte er mir aushelfen. Nun musste meine Schallplattensammlung transportfähig gemacht werden. Die kleinen Vinyl-Singles passten hervorragend in Werkstatt-Teile-Boxen aus farbigem Kunststoff, wie ich sie auch bei HH gesehen hatte. Für die großen Maxi-Singles und LPs waren stabile Kunststoff-Curver-Boxen ideal. Meine gesamte Sammlung sortierte ich schließlich nach Genres: aktuelle englische Charthits, deutsche Schlager, Volkstümliche Musik, Walzer, Oldies... eben alles, was auf einer Feier voraussichtlich gehört werden könnte. ![]() Lange beschäftigte mich die Frage, unter welchem Namen ich auftreten sollte. Da meine Anlage recht kompakte Maße hatte, entschied ich mich für „SOUNDBOX“. Erst viele Jahre später fiel mir auf, dass ich mich mit diesem Namen förmlich hinter meiner Anlage versteckte. Vielleicht wäre „DJ El Gigante“ die bessere Wahl gewesen – doch die Wortschöpfung „El Gigante“ begegnete mir erst einige Jahre später. Zu spät! Zu jenem Zeitpunkt hatte sich die SOUNDBOX längst etabliert... und: „Never change a running team!“ HH's dynamisches Opening weckte damals in mir den Ehrgeiz, eine ähnliche Ansprache zu verfassen. Wobei mir das Wort „Ansprache“ erheblich zu viel Biederkeit beinhaltete – zu viel „Wort zum Sonntag“. Es sollte natürlich eher etwas Fetziges, Lustiges und Auflockerndes sein. Etwas, dass meinen ersten Schritt in Richtung Publikum erleichtern und dem Publikum „keine Angst vor dem DJ“ signalisieren sollte. Andererseits wollte ich HH's Opening nicht einfach nur dreist kopieren. So überlegte ich, was genau das Besondere an seinem Einstieg war, um diese Erkenntnis dann in meinem Opening zu verwenden. Mir fiel auf, dass sich HH in seiner Eröffnung ein wenig selbst „auf die Schippe“ genommen hatte. Er nahm sich selbst also vor den Augen seines Publikums nicht ganz ernst. Und hatte damit gleich ein paar Lacher oder zumindest Lächler auf seiner Seite... hatte mit einem Lachen die Mauer der Distanz durchbrochen. Dieser Moment schien mir extrem wichtig – und durchaus übertragbar. | |
Womit konnte ich mich nun aber selbst „auf die Schippe“ nehmen, ohne gleich jene Autorität, die man als Stimmungsmacher in so einer Partynacht jedoch fraglos gleichermaßen braucht, zu verlieren? Nach ein paar Überlegungen war diese Frage eigentlich leicht zu beantworten. Nahezu Jeder, der, wie auch immer, mit mir zu tun hatte, gab mir indirekt darauf eine passende Antwort! Meine auffallende Statur beschäftigte alle gleichermaßen! Die Körpergröße von 2 Metern 5 reizte sogar die meisten Menschen, mich persönlich genau darauf anzusprechen. Die Länge beeindruckte sie – Manche schien das sogar ein ganz klein wenig zu ängstigen. Also nutzte ich Sprüche, die ich selbst in diesem Zusammenhang bereits unzählige Male gehört hatte. „Hee Langer! Wie ist die Luft da oben?“ „Es stinkt nach Zwergen!“... na gut, ich wollte ja nicht gleich beleidigend werden. | |
So bastelte ich mir folgendes Opening zusammen: „Eine Feier ohne Musik, wäre wie Bier ohne Schaum, darum heute live bei den Mustermanns in Musterstadt: DIE SOUNDBOX Hallo, Guten Abend und Herzlich Willkommen alle miteinander. 2000 Musiktitel für Jung und Alt habe ich heute mitgebracht und mit Hilfe dieser Musik möchte hier die Tanzfläche polieren Mit von der Partie sind außerdem zwei Plattenspieler, ein Mischpult, zwei Lautsprecher, ein Mikrofon, einige Meter Kabel und 120 Tanzwütige. Soweit zum technischen Teil – weiter zu meiner Person. Am Mikrofon steht weder Arnold Schwarzenegger, noch Ivan Rebrow, auch ist dieses keine Direktübertragung von einem Leuchtturm – nein, am Mikrofon stehe ICH – und mein Name ist Andreas Kernke. Unübersehbar – mein Markenzeichen sind stolze 2 Meter 5, ohne Hut. Dass ich so lang bin, ist auch ganz gut so, denn wenn ein normaler Mensch Kopfschmerzen hat, dann habe ich erst Bauchschmerzen. Da sich aber hoffentlich noch niemand über Kopfschmerzen beklagen kann, will ich auch nicht über Bauchschmerzen jammern. Fangen wir also an, beginnen wir die Tanzfläche zu polieren und dabei wünsche ich viel Spaß und gute Unterhaltung.“ Ich tippte mir diesen Text damals mit einer Schreibmaschine auf ein Stück Papier, steckte ihn als Gedankenstütze zwischen die Singles in eine Plattenkiste und war gespannt, wie er bei meinem Publikum ankommen würde. Nach wochenlanger Suche entschied ich mich schließlich auch für ein Opening-Theme, also eine bei jedem Auftritt wiederkehrende Melodie. Die hin und wieder im Radio zu hörende italienische Synthdance-Gruppe „Koto“ spielte damals überwiegend instrumentale Synthesizermusik und war kurz zuvor mit „Jabdah“ 15 Wochen immerhin auf Platz 23 der Deutschen Longplay Charts geklettert, war selbst in Österreich auf Platz 29 und sogar Platz 11 in der Schweiz. Das Nachfolgestück „Dragon's Legend“ schien mir von seiner Präsenz, Brillianz und Dynamik wie geschaffen für mein Opening – und wurde damit 25 Jahre lang zum Soundtrack für all meine Auftritte. >>Kapitel 3>> |
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Meine DJ-Biografie - Kapitel 3: SOUNDBOX PREMIERE
![]() | Plötzlich stand das Wochenende vor der Tür, an dem ich nun meinen ersten Auftritt haben sollte. Und ich musste zum ersten Mal erleben: so fühlte sich also echtes Lampenfieber an. Da war schon ein seltsam dumpfes Gefühl in der Magengegend und mir gingen immer die gleichen Fragen im Kopf herum: werde ich das hinkriegen? Wird der Gastgeber zufrieden sein? Wird es mir gelingen, die Gesellschaft zum Tanzen zu bringen? Habe ich die passende Musik dabei? Wird mir etwas am Mikrofon einfallen? |
Schon früh war ich mit meinem schwer beladenen Renault R4 an der Gaststätte vorgefahren. Der freundliche Wirt zeigte mir, wo gefeiert werden sollte, wo ich meinen Strom herbekommen konnte und welchen Platz man für mich und meine Anlage vorgesehen hatte. Fleißig trug ich also mein gesamtes Equipment herein, baute auf, schloss an und „fuhr“ meinen ersten eigenen Soundcheck. Nun konnte es endlich losgehen. Die erste LP lief leise im Hintergrund. Die ersten Gäste trafen ein, langsam füllte sich der Saal. Irgendwann begab man sich zu festlich gedeckten Tischen. Es wurde aufgetragen, gegessen und getrunken. Auch ich durfte Platz nehmen und tafelte mit meinem zukünftigen Publikum. Dabei konnte ich es gleichzeitig schon ein wenig studieren: „wonach werden diese Herrschaften denn wohl gleich tanzen wollen?“ Nach dem Essen versammelten sich erstmal alle Gäste an der Theke – was logischerweise eine günstige Konstellation für jeden Musiker darstellt. Das Publikum STAND bereits – da war es allein von der Körperhaltung her nicht mehr weit bis zum Tanzen - obendrein waren es ja auch nur noch wenige Schritte bis zur Tanzfläche. Doch man wollte sich bei Bier und Schluck noch etwas unterhalten... der Alkohol brauchte noch etwas Zeit, um vom Kopf bis in die Beine und Füße zu gelangen. Der Countdown lief aber. Und plötzlich stand dann der gastgebende Vorstand tatsächlich vor mir und forderte: „So DJ, dann hau mal rein. Wir wollen tanzen!“ | |
Meinem Adrenalinschub folgend, trat ich also hinter meine Plattenspieler und das Mischpult und „fuhr ab“. Zum ersten Mal im soeben begonnenen Leben der SOUNDBOX und meiner Laufbahn als Discjockey erklang „Dragon's Legend“ von Koto und ich trug dazu meinen vorbereiteten Text vor – die rechte Hand „fadend“ am Schieberegler des Mischpults für den Plattenspieler, die Linke am Mikrofon. „Eine Feier ohne Musik – das wäre wie Bier ohne Schaum. Deswegen hier und heute live im Landgasthaus Koch in Brockum: die SOUNDBOX... Trotz meiner enormen Aufregung merkte ich, während ich mich da so an Mikrofon und Mischpult festklammerte und zu meinem Publikum sprach, dass mir die Meisten aufmerksam zuhörten und sogar an den gewünschten Stellen lachten. Mein Konzept schien also glücklicherweise aufzugehen. Der erste Schritt war getan... und er schien erfolgreich. | |
Nach meinem geglückten Opening drehten sich schließlich sämtliche Gäste im Takt der Musik auf der Tanzfläche. Also hatte ich für diese Eröffnung wohl auch den richtigen Titel ausgewählt. Das trotz der lauten Musik deutlich vernehmbare Schieben und Schaben der tanzenden Schuhe auf dem Parkett war in diesem Moment für mich das schönste Geräusch der Welt. Doch der Blick auf den sich drehenden Plattenteller des Turntables mahnte jetzt, sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen – die Rille war bald am Ende und eine passende Anschlußscheibe musste unbedingt her. Die Teilnahme aller Gäste am Eröffnungstanz gleicht schließlich einer gesellschaftlichen Verpflichtung – der Wille zur Fortführung ihrer Tanztätigkeit nimmt danach jedoch rapide ab. Nur ein ausdruckstarker nächster Titel hält die Tanzenden vom Verlassen des Parketts ab. Ich weiß heute nicht mehr, welche Titel ich bei meinem ersten Auftritt auswählte. Entscheidend war aber, dass ich, wie auch die Gäste, mit der ersten Tanzrunde sehr zufrieden sein konnte. Im weiteren Verlauf dieses Abends bewiesen die Gäste, allesamt Fußballer nebst Partnerinnen, allerdings zunächst, dass sie nicht besonders viel von tanzender Bewegung hielten. Ihr Interesse galt eher alkoholischen Getränken und lautstarken Gesprächen vor der Theke. Obwohl ich DJ mir alle Mühe gab und wirklich extrem tanzbare Vinyls auflegte, präsentierten besonders die Männer der Tanzfläche lieber den Rücken. Dennoch zeigte meine Musik Wirkung. Es dauerte nicht allzu lange und ich konnte beobachten, wie die weiblichen Begleitungen zunächst den Takt mit den Füßen und dann mit den Hüften mitwippten. Den Tanzaufforderungen der Damen gehorchten die bierstemmenden Herren aber natürlich nicht. So versammelte sich schließlich eine Schar tanzwilliger Frauen auf der Tanzfläche. Und sie rockten nun den Gasthof. Ich spielte wohl drei Tanzrunden ohne Pause. Die Stimmung war großartig! Doch ich wollte die Chance auf ihre ansteckende Wirkung (auf die "bequemen" Herren der Schöpfung) nicht verspielen, wollte den Spaß nicht überziehen. Ich hatte nun die Frauen auf meiner Seite, musste ihnen allerdings eine dringend nötige Pause gönnen. Ich hoffte, dass ihre Euphorie den einen oder anderen Mann in der nächsten Tanzrunde mit auf den Dancefloor spülen würde. Und genau diese Überlegung erwies sich als goldrichtig. Bereits nach den ersten Takten bewegte sich nun der überwiegende Teil ALLER Gäste tanzend im Takt meiner Musik. Diese erste Feier mit der SOUNDBOX endete irgendwann in den frühen Morgenstunden mit verschwitzten Gästen und natürlich einem frischgebackenen aber glücklichen Discjockey. Es war ein wirklich gelungener Einstand und ich war auch ein bisschen stolz darauf, dass ich offenbar die Gabe habe, mein Publikum zu verstehen und entsprechend seines Verhaltens eine dazu passende musikalische Unterhaltung zu gestalten. Aber ich spürte auch, dass es noch Vieles zu lernen gab. >>Kapitel 4>> |
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Bremen Classic Motorshow 2015
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Meine DJ-Biografie - Kapitel 4: ALLENE SINGA, ALLENE DRASCHA MACHT LUSTIG
<<Kapitel 3<< Nur zum Verständnis: die Überschrift ist ein altes schlesisches Sprichwort. "DRASCHA" bedeutet "dreschen" und kann generell auch als "arbeiten" verstanden werden. Aber zurück zur Geschichte: Ziemlich verzögerungsfrei übergab mir HH weitere Termine. Wie vereinbart, holte ich die Anlage dazu immer aus seiner Garage ab und lieferte sie natürlich nach meinem Auftritt brav dort auch wieder ab. | |
Außerdem erhielt HH regelmäßig nach einem Gig das für diese Nutzung ausgemachte Entgelt. Wir hatten zuvor gemeinsam entschieden, genauso bis zur endgültigen Bezahlung der Anlage vorzugehen. Als ich mich dann mal etwas daran störte, dass ich auch bei Terminen in die vollkommen entgegengesetzte Richtung erst immer die PA-Anlage aus seiner Garage, immerhin gute 20 Kilometer von meinem Zuhause entfernt, abholen musste, bot mir HH großzügig an, die Sachen in meiner eigenen Garage unterstellen zu dürfen. Er wollte sich halt nur darauf verlassen können, dass ich ihm nach meinen Auftritten immer die „Leihgebühr“ für die Anlage entrichte. Ich war sehr froh über dieses Angebot und versprach ihm einen ehrlichen Umgang mit dem in mich gesetzten Vertrauen. Mit dieser Regelung verging einige Zeit. Das Geschäft kam dank der Termine von HH gut in Fahrt. Einige Wochen später feierte ich meine eigene Hochzeit. Meine Braut war von Beruf Fotografin und hatte kurz zuvor auf der Geburtstagsfeier von HH's Vater kostenlos fotografiert – wir hatten ausgehandelt, dass im Gegenzug hierfür HH kostenlos auf unserer Hochzeitsfeier als DJ für Stimmung und Tanz sorgen sollte. Während unserer Feier machte HH jedoch seltsamerweise einen eher kraftlosen, müden Eindruck. Irgendwann erschien sogar seine Freundin hinter der Anlage auf der Bühne – die Haare auf Sturm, das Gesicht ungeschminkt und grau. Sie setzte sich zu HH und strahlte ebenso wenig Elan und Energie wie ihr Freund aus. Als wir HH ein paar Tage später auf seine ungewohnt schlaffe Rolle als DJ unserer Hochzeitsfeier ansprachen und auch um eine Erklärung für den ungeplanten und ungeladenen Auftritt seiner Freundin baten, musste er wohl Farbe bekennen. Ihm habe es angesichts des voraussichtlich entgeltlosen Auftritts an Motivation gefehlt. Und auf anderen Feiern habe seine Freundin trotz allem sogar schon mal den einen oder anderen Blumenstrauß bekommen, auch wenn sie dort plötzlich uneingeladen aufgetaucht sei. Während HH mit einer solch unverschämten Bemerkung natürlich unseren Zorn auf sich zog, schlug er anschließend der Sache eine noch niederträchtigere Krone ins Gesicht. Angesichts dieser für ihn aussichtslosen Konfrontation, behauptete er nun schnoddrig, dass ich eigene Musiktermine mit der mir zur Verfügung stehenden PA-Anlage wahrnehme, ohne ihn davon in Kenntnis zu setzen und zu alledem auch für diese "heimliche" Nutzung nicht zahle. Gerade weil ich wusste, wie unsachlich und grundlos dieser Vorwurf war, empörte er mich besonders. Ich konnte mir in diesem Moment nur zu gut vorstellen, dass HH selbst zu solchen Handlungen fähig wäre – wie sollte er sonst auf derartige Ideen kommen? Mein Vertrauen in HH war jedenfalls gründlich zerstört. Deshalb beendete ich auch augenblicklich unsere Zusammenarbeit. Hämisch prophezeite er mir, dass ich sicher ohne seine Vermittlung kaum mehr zu Musikterminen kommen würde. Doch auch dieser impertinente Versuch, mich zu demütigen, prallte wirkungslos an mir ab. An dieser Stelle musste HH mir nun lediglich noch sagen, welchen Betrag er zur Auslösung meiner Anlage forderte. Ich hatte zwar momentan noch keine Idee, wie ich diese Summe aufbringen sollte – aber es würde sich sicher schnell ein vernünftiger Weg finden. Und richtig - wenige Tage später gehörte mir die Anlage allein - HH und ich gingen fortan getrennte Wege. Jedoch sollte er mit seiner dreisten Behauptung KEIN Recht behalten – denn mein Terminkalender füllte sich auch ohne seine Hilfe kontinuierlich mit Musikterminen. Noch im selben Jahr der geschäftlichen Trennung von HH konnte ich respektable Zuwächse verzeichnen, verdiente also gutes Geld. Und das, obwohl ich zu jener Zeit ja eigentlich studierte. | |
Apropos Studium: ich hatte mich damals an einer katholischen Fachhochschule für den Fachbereich Sozialwesen mit dem Ziel des Diplom-Sozialpädagogen immatrikuliert. Zunächst gefiel mir dieses Studium auch sehr gut. Bei der feierlichen Einführungsveranstaltung empfahl der Direktor, dass jeder Student dieses Jahrgangs möglichst bald sein eigenes Profil entwickeln möge. Offensichtlich ahnte er wohl bereits, zu welchen Persönlichkeitsentartungen insbesondere Sozialpädagogik-Studenten neigen können. Und so sollte auch ich es binnen des ersten Semesters an meinen Kommilitonen erleben. Kaum liefen die ersten Vorlesungen, lernte man natürlich auch die Art und das Wesen der durchführenden Professoren kennen. Das Gros meiner Kommilitonen hatte in Bezug auf „eigenes Profil“ aber offensichtlich keine besseren Ideen, als diese Hörsaal-Heroes zu kopieren. Sie redeten und gestikulierten fortan auffallend intellektuell. Ich entzog mich mental diesem einfallslosen Herdentrieb, wurde - mal wieder - zum Einzelkämpfer. | |
Obwohl mir Fächer wie beispielsweise Psychologie und Pädagogik durchaus großen Spaß bereiteten und ich dort sogar gute bzw. sehr gute Ergebnisse erzielte, reichte meine Leistung unterm Strich jedoch nicht aus. Mein Leidensweg wurde zudem unbewusst durch den Druck und Willen meines dominanten Vaters bestimmt. Nach jahrzehntelangem, schwerem Martyrium habe ich jedoch inzwischen erkannt, dass der wichtigste Antrieb zum Erfolg ausschließlich die eigene Motivation ist. Als ich also anfing, meine Wege selbst zu bestimmen, stellten sich auch endlich Erfolge ein. Das passierte aber erst lange nach meiner Studentenzeit. Doch auch aus einem anderem Grund wurde ich selbstständiger und erwachsener. Denn es stellte sich heraus, dass ich bald Vater werden sollte. Auf diesen neuen Lebensabschnitt wollte ich mich natürlich einigermaßen vernünftig vorbereiten. Eine der Maßnahmen zur Übernahme der anstehenden Verantwortung, war die Suche nach einer regelmäßigen Einnahmequelle als DJ. Bis zu vier Mal wöchentlich legte ich daher bald in einer Discothek in einem benachbarten Landkreis auf. >> Kapitel 5>> |
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Wer lesen kann, ist klar im Vorteil
... oder: "Beim Lesen guter Bücher wächst die Seele empor" - das behauptete jedenfalls einstmals der französische Philosoph Voltaire. Ich habe neulich in einer Zeitung über das Klagen von Bibliotheken gelesen. Sie leiden unter dem allgemeinem Desinteresse ihrer erwarteten Besucher, denn Bücher sind offensichtlich total out. | |||
| Es scheint, als ob die Kultur des Lesens langsam stirbt. Speziell junge Leser interessieren sich kaum noch für das, was zwischen zwei Buchdeckel geschrieben wurde. Ich gebe ehrlich zu, dass sich auch meine Lesegewohnheiten im Laufe der Zeiten verändert haben. Dabei entsinne ich mich an meine Jugend, in der ich zum Beispiel den Romanzyklus "Lederstrumpf" von James Fenimore Cooper an einem Stück durchgelesen habe. Total von den Texten gebannt, verbrachte ich ganze Nächte mit diesen amerikanischen Geschichten und einer Taschenlampe unter der Bettdecke. Und meine Mutter sorgte sich damals "Junge, mit dem Taschenlampenlicht machst du dir die Augen kaputt, das ist nicht gut!" | ||
| Durch die Romane von Karl May las ich von "Winnetou" und erfuhr etwas über das Orient, die vereinigten Staaten oder das Mexiko des 19. Jahrhunderts. Ebenso begeisterten mich "Robinson Crusoe" von Daniel Defoe und "In 80 Tagen um die Welt" von Jules Verne. Aber schon damals gehörte ich mit meiner Vorliebe zu diesen Büchern eher zur aussterbenden Spezies der lesenden Menschheit. Meine Freunde und Klassenkameraden bevorzugten allemal Comics. | ||
![]() | Schon lange, bevor wir in der Schule "Die Deutschstunde" von Siegfried Lenz und J.D. Salinger's "Fänger im Roggen" lesen und interpretieren mussten, malträtierten uns die Lehrer mit schierem Auswendiglernen endloser Lyrik, also Dichtung in Versform. Schließlich vertrat selbst mein Deutschlehrer der Fachhochschule die Meinung, dass deutsche Literaturgeschichte in das unbedingte Wissensrepertoire eines angehenden Gartenbauingenieurs gehört. Folglich folterte er uns wochen-, ja sogar monatelang, mit Philosoph Immanuel Kant, Friedrich Schiller, Gotthold Ephraim Lessing, Johann Wolfgang von Goethe, Georg Büchner, Theodor Fontane, Gerhart Hauptmann, Bertolt Brecht und wie sie alle hießen. | ||
| Ehrlich gesagt, überzog er damit meinen Bedarf an textlichem Input. Die pflichtgemäße Auseinandersetzung mit Fachliteratur im Sozialpädagogik-Studium sorgte dann für den Rest - ich mochte einfach nichts mehr lesen. Dennoch profitiere ich heute von dieser belesenen Vergangenheit. Ich behaupte mal, dass der Umgang mit jeglicher Literatur meinen Umgang mit der deutschen Sprache und Schrift gebildet hat. Daher bilde ich mir wohl kaum nur ein, dass Lesen eben bildet. | ||
Nun bin ich weissgott niemand, der ständig darauf besteht, dass "früher alles besser" war. Natürlich bietet die Welt der Personal-Computer, des Fernsehens, der Spielkonsolen und der Mobiltelefone nahezu unbegrenzte Möglichkeiten. Und jede dieser Erfindungen für sich stellt dabei nochmals ein ureigenes Universum an Einsatzzwecken dar. Ihre Erfinder lockten damals unisono mit Erleichterung, Bequemlichkeit, Zeitersparnis. Dass ihre Verbreitung jedoch auch reichlich Probleme brachten, war schlecht vorhersehbar. | |||
Bücher sind in der heutigen Welt ins Hintertreffen geraten. Die Menschheit ist einfach zu faul zum Lesen geworden. Wichtige oder unterhaltende Informationen liefern andere Medien bequemer und gehirngerecht aufbereitet. Aufgrund der unglaublichen Menge an der auf uns einströmenden Informationsflut, muss alles kurzgefasst werden. Man spricht und schreibt nur noch in Kürzeln. Doch statt einfacher und entspannter, ist unsere Welt komplizierter und stressiger geworden. Und es ist keine Zeit zum Lesen eines Buches mehr. | |||
Generell sind Texte offensichtlich zu unbequem. "Hast du meinen neuen Blog-Eintrag gelesen?""Nö, ist mir zuviel Text!" Genau das höre ich des öfteren. Und ich ertappe meine Leser auch häufiger dabei, dass sie nur die Texte unter den Fotos lesen und sich die Bilder ansehen - nicht mehr und nicht weniger. Sie sind einfach zu faul! Höchstens so lassen sie sich gerade noch entertainen. Bücher machen sich folglich höchstens noch gut in der heimischen Wohnzimmerschrankwand - sie hinterlassen wenigstens einen intellektuellen Eindruck. Diese bloße Anwesenheit unterscheidet sie jedoch kaum von den hohlen Buch-Dummies aus bunter Pappe in den Ausstellungsmöbeln bei IKEA. | |||
Das könnte man natürlich schulterzuckend hinnehmen. Doch dahinter scheint sich viel mehr zu verbergen. Ich fürchte, mit unserem nachlässigen Umgang mit Text und Sprache schaden wir unserer Kommunikationsfähigkeit. Wir verlernen eine vernünftige Unterhaltung. Vor lauter Input kommt kaum noch brauchbares Output aus unseren Köpfen. Es ist schon erschreckend, mit welchem Sprachwissensstand die Schule heute die Menschen ausstattet. Zu meiner Schulzeit achteten die Lehrer noch streng auf Rechtschreibung, Interpunktion und Ausdruck. Diese Werte scheinen überholt - vielleicht, weil die Generation heutiger Pädagogen damit selbst nicht zurecht kommt. | |||
| Wie schaurig: neulich berichtete mir eine knapp Siebzehnjährige, dass sie an einem Kurs-Treffen teilgenommen hatte. Knapp zwanzig Gymnasiasten trafen sich dazu in ihrer Freizeit in einem Restaurant. Nach dem Essen sollen alle Teilnehmer dann wohl wortlos über ihre Smartphones gebeugt im Raum herum gesessen haben und sich sehr angeregt per Whatsapp mit wem auch immer unterhalten haben. Nach knapp einer Stunde sei dann Jeder wieder seiner Wege gegangen. | ||
| Ebenfalls schaurig: als Fahrlehrer beschäftige ich mich logischerweise berufsbedingt ständig mit Heranwachsenden. Dabei habe ich es erstaunlicherweise immer häufiger mit (von mir so genannten) Maulfaulen zu tun. Mehr als"Ja", "Nein" oder "Weiß nicht!" ist diesen Menschen kaum zu entlocken. "Und? Wie war dein Wochenende?""Ging so!"Smalltalk Ende. Komplexere Unterhaltungen über Schwierigkeiten im theoretischen Unterricht sind aufgrund des überschwänglichen Redeflusses schlicht und einfach nicht mehr möglich. | ||
Doch ich frage mich: welchen Eindruck machen solche sprachlosen Typen dann später bei einem potentiellen Vorstellungsgespräch auf einen spröden Personalchef? Aus meinem Beitrag ist ja nun erkennbar, dass ich das einschlafende Interesse am Lesen mit der Veränderung des menschlichen Kommunikationsverhaltens in Zusammenhang bringe. Es scheint ein gesellschaftliches Problem zu sein. Mir ist jedoch klar, dass ich damit kaum die Welt zurückdrehen kann. Für mich erklärt es nur, warum unsere Sprache und Schrift den Bach hinuntergeht. Und das finde ich mehr als schade. |
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Meine DJ-Biografie - Kapitel 5: RESIDENT-DJ IM OLD INN
<<Kapitel 4<< Ein residenter DJ arbeitet fest in einer Discothek. Auf diese Weise lernte ich weitere Facetten einer DJ-Tätigkeit kennen. Einerseits musste ich dazu natürlich nicht ständig meine eigene PA-Anlage mitnehmen, auch Schallplatten waren vorhanden. Andererseits legte ich fast ausschließlich für immer das gleiche Publikum auf. Beides durfte aber nicht unbedingt nur als Vorteil gesehen werden. | |||
| Der Disco-Besitzer, -Inhaber, -Geschäftsführer war ein gelernter Elektriker in den Mittfünfzigern. Daher maßte er sich auch wohl an, die PA-Anlage seiner Disco nicht nur selbst und natürlich äußerst preisgünstig zusammengestellt, sondern obendrein auch höchst persönlich selbst gebaut, installiert und eingepegelt zu haben. Logisch, dass das Klangergebnis dieser Anlage alles andere als professionell war. Schlimm war obendrein, dass ich als DJ nicht wirklich auf diesen Sound einwirken durfte – der Chef hatte den Equalizer samt Limiter einfach mit einer abschließbaren Frontblende unerreichbar gemacht. | ||
Ein weiteres echtes Ärgernis in dieser Disco war zudem, dass der Platteneinkauf unprofessionell „überwacht“ wurde. Während ich DJ mich während stundenlanger Sitzungen in Plattenläden redlich mühte, die neuesten, angesagtesten, tanzbarsten und aussichtsreichsten Scheiben zu ergattern, musste ich anschließend die bereits bezahlte Ware der „discointernen Qualitätssicherung“ in Person der sechzehnjährigen, pubertierenden Tochter des Chefs unterziehen. Wenn Madame dann irgendetwas an meiner Auswahl nicht behagte, hatte ich die Scheiben gefälligst wieder artig in den Plattenladen zurückbringen. Unglaublich – aber wahr! Über das ständig gleiche Publikum machte ich mir anfangs ziemliche Sorgen. Schließlich hat jeder DJ seine ureigene Art und so bildete ich mir ein, dass das Publikum meiner Art ziemlich schnell überdrüssig werden könnte. Doch glücklicherweise griffen ganz andere, unvorhersehbare Mechanismen. Das Publikum bewertete mich nämlich eher an meiner Bereitwilligkeit, Musikwünsche zu erfüllen. Und meine Einstellung zu Musikwünschen unterschied mich offensichtlich von vielen anderen DJs - bei mir lief dieses Thema nämlich weitestgehend unter „Kundenbindung“. Die Leute kamen schließlich hauptsächlich wegen IHRER Musik in diese Disco – warum sollte ich ihnen also Wünsche verwehren? Daran, dass ein DJ diesbezüglich offensichtlich lieber seine eigenen musikalischen Vorlieben auflegt, stößt sich jedes Publikum regelmäßig – und genau diesen Fauxpas wollte ich nicht riskieren. Das musikalische Einfühlungsvermögen schien mir eh die wichtigste Voraussetzung für einen erfolgreichen DJ zu sein – zumindest für einen DJ, der entgeltlich auftritt. So gesehen war mein musikalisches Einfühlungsvermögen auch Grund und Beginn einer Freundschaft, die bis heute Bestand hat. Ich bemerkte nämlich bald, dass einerseits viele einheimische Discobesucher regelmäßig bevorzugt bei finest Bourbon-Whiskey „Jim Beam“ an und (seltener) auf der Tanzfläche standen und daher offenbar immer weniger des Tanzens mächtig waren. Andererseits bewegte sich gern ein äußerst tanzfreudiges Volk auf dem Platz vor den Lautsprechern, insbesondere dann, wenn gerade italienische Musik gespielt wurde. Beim genaueren Betrachten waren es dann tatsächlich Italiener/innen – die in dieser Gegend seit Jahren arbeiteten und „meinen Laden“ natürlich in ihrer Freizeit frequentierten. Da ich mich immer eher als Animateur für das Tanzen, als für das Saufen verstand, unterstützte ich, wann immer es sich einrichten ließ, natürlich begeistert „meine Italiener“ und wurde von ihnen immer und garantiert mit einer vollen, tosenden Tanzfläche belohnt. Bald wurde diese gegenseitige Beziehung dann auch in den privaten Rahmen übertragen. Denn die Italiener luden mich zum familiären Spaghetti-Essen zu sich nachhause ein. Dabei erzählte ich ihnen beispielsweise auch über meine letzten Urlaubsreisen nach Italien. Kurzum wurde ich infolgedessen aufgefordert, sie im Urlaub in ihrer Heimat besuchen. Ohne die Bezeichnung „Heimat“ näher zu hinterfragen, sagte ich unter ihrem großem Jubel sofort zu. | |||
| Erst anschließend erfuhr ich, dass sie in der südwest-sizilianischen Stadt Menfi (----> Offizielle italienische Seite der Gemeinde Menfi) beheimatet sind – daraus wurde schließlich ein erster unvergesslicher Urlaub auf Sizilien! Inzwischen pflege ich die liebevolle Freundschaft zu dieser Insel und ihren unglaublich lieben und netten Menschen im fünfundzwanzigsten Jahr. Darüber ist schließlich auch immer wieder in diesem Blog zu lesen: >>HIER<< und >>HIER<<. Als DJ bezeichne ich diese besondere Beziehung hier mal augenzwinkernd als"Frucht meines musikalischen Einfühlungsvermögens". | ||
>>Kapitel 5>> |
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Music was my first love - and it will be my last!
Schon seit geraumer Zeit schlummert der hier folgende Text in meiner imaginären Schublade. Vor knapp einer Woche schob nun mein Internet-Freund "Sandmann" alias Jens Tanz einen Beitrag ähnlichen Inhalts ins Netz - es wird Zeit, ihm mit meinen Gedanken zu antworten und ihm beizupflichten. Besonders deswegen, weil mir gerade dieses Thema außergewöhnlich tief aus dem Herzen spricht. Von daher: DANKE, lieber Sandmann - YOU GOT MY STONE ROLLING :-) | |
Mit dem Medium (gab es diesen Begriff eigentlich damals schon?) Radio bin ich in die Umlaufbahn meiner Jugend eingetreten. Meine ersten Radiowellen fing ich Mitte der 1970er-Jahre mit einem 50er-Jahre Röhrenradio "Loewe Opta" ein. Allerdings kann ich mich gar nicht mehr genau daran erinnern, wie dieses technische Meisterwerk zu mir gelangte... ich glaube, mein Großvater schenkte es mir. ![]() Mein Rundfunkempfangsgerät verströmte bei Betrieb immer jene für Röhrengeräte so typische Wärme... heute, über vierzig Jahre später, bin ich davon überzeugt, dass diese damalige wohlige Wärme und Entspanntheit ein notgedrungener Ersatz für genau die Wärme und Harmonie war, nach der ich mich in meiner verschrobenen Kindheit und Jugend so unglaublich sehnte - in einem frühzeitig einsetzenden knallhart ehrgeizigen schulischen Leistungsstreben meines Vaters jedoch niemals bekam. Genau diese so heimelige, nach warmer Elektrik riechende Holzkiste war somit die Schatztruhe meiner Seele. In diesem alten Musikkasten schlummerten meine tiefsten Gefühle. Wenn ich in meinem Zimmer im Düsteren vor ihm lag und seiner Musik und dem ganzen Treiben im Radio lauschte, blickte ich trotz geschlossener Augen in eine helle, weite und freundliche Welt. Ein Traum durch ultrakurze Wellen, einfach ein herrliches Gefühl. Nur hier konnte ich richtig zuhause sein. | |
Mein "Loewe Opta" hatte allerdings einen kleinen Schönheitsfehler: die Tastatur hatte nämlich eine Macke. Ich musste immer ein Streichholz zwischen die UKW- und LW-Taste klemmen, sonst brummte es nervig oder es war rein gar nichts zu hören. Der Sound dieses Radios war jedoch bombastisch. Sein massives Holzgehäuse und die verbaute Röhrentechnik lieferten einen warmen, satten, vollen Klang. Unterhalb seines großen Mono-Lautsprechers befand sich eine breite spärlich beleuchtete Senderskala in deren Mittelwellebereich sich die halbe Welt tummelte - Hilversum, Berlin, Graz, Wien, Stuttgart, Warschau, Hamburg, Kopenhagen. (Die Bilder links stammen übrigens aus dem Internet - Originale, also von meinem "Loewe Opta", gibt es leider nicht) Ich liebte die aktuellen Hitparaden - besonders "Mal Sondocks Hitparade" vom WDR, "NDR 2 - der Club" mit Günter Fink oder der hippen Ruth Rockenschaub (wer kennt die noch?), Wilken F. Dincklages "Hits mit Willem" und "Die Norddeutschen Top Fofftein" aber auch "Bremen 1 am Wochenend" mit Karlheinz Calenberg und Monika Kluth. | |
Auch die legendäre „call-in“-Sendung "44 17 77 - Dr. Erwin Markus" des NDR oder "Das niederdeutsche Hörspiel" von Radio Bremen oder besonders gern Hermann Hoffmans "Sender Zitrone" und "Peters Bastelstunde" mit Peter Frankenfeld zogen mich vor den Äther. Was ist eigentlich aus all diesen Moderatoren geworden... oh, beim Googeln stelle ich entsetzt fest, dass einige von ihnen (... genauer gesagt: schon ganz schön viele...) bereits das Zeitliche gesegnet haben - meine Güte, bin ich schon so alt? | |
Mein treues altes Röhrenradio "starb"übrigens Ende der 70er. Schweren Herzens wurde es durch einen UNIVERSUM Radiorekorder ersetzt - fortan waren auch Radiomitschnitte und einige kreative Soundbasteleien möglich. Dieses Gerät gibt es noch immer! Und tausende von selbst bespielten Cassetten... doch wann hört man die noch? | |
Meine erste Single: hier allerdings in einem Mitschnitt aus dem Jahr 2010 | Schon einige Jahre vor dem ersten Radioempfänger erstand ich meine erste Schallplatte. 1971 erhielt ich zu meiner Kommunion (... ja - damals war ich katholisch - kann ich doch nix dafür!) einen Gutschein für eine Single meiner Wahl von einem damals in unserer Kreisstadt ansässigen Plattengeschäft (... das übrigens Mitte der 1980er Jahre ganz spektakulär abgefackelt ist!) geschenkt. Nach langem Überlegen entschied ich mich für "Danyel Gerard - Butterfly" auf Deutsch. |
Schade! Leider ist in diesem Beispiel der Klang fehlerhaft - im ganzen, großen Universum des Internets ist jedoch keine bessere Version aufzutreiben. | Als Abspielgerät diente zunächst die Phonotruhe meiner Oma. Dieses zweigeteilte Schränkchen war halbseits Glasvitrine, andererseits ein kleines schmuckes Holzschränkchen mit eingebautem Plattenspieler. Darunter hortete meine Großmutter ihre Schallplatten, fein sortiert in einem speziellen Plattenständer. Ihr Repertoire umfasste auf Schellack gepresste Operetten, Marschmusik, Schlager, Walzer - eben alles, was man kurz nach dem Krieg so hörte. Ich liebte es, wenn mich meine Oma in den Arm nahm und bei "Das Schaukellied" von Peter Alexander mitsummte. |
Prompt rollen mir beim Anhören dieser Musik im Angedenken solcher Situationen und meiner Oma die Tränen über das Gesicht. Leider ist meine liebe Oma schon 1984 kurz vor ihrem 70. Geburtstag gestorben. | |
Etwa 1977 sparte ich mir meinen eigenen Plattenspieler zusammen. Aufgrund meines bescheidenen Taschengeldes fiel meine Wahl auf ein preisgünstiges UNIVERSUM-Gerät des Fürther Versandhauses Quelle (... auch schon Geschichte!). Zu den ersten Vinylscheiben, die darauf liefen gehörte auch "Nonstop Dancing" von James Last (... der rüstige Bremer ist letzte Woche gerade 86 Jahre alt geworden!). | |
Die Siebziger spiegelten sich musikmäßig auch in meiner stetig wachsenden Plattensammlung durch die typischen Various Artists Sampler (oftmals von KTel) wider. Bedingt durch die niedrigen Preise (immer so um die 5,- Mark) wuchs aber besonders meine Single-Sammlung. Alles das, was heute als absoluter Kult gefeiert wird, fand sich schon Mitte/Ende der 70er in meiner Sammlung. Village People, ABBA, Tina Turner, Baccara, Harpo, Nick Straker Band, Smokie, Sailor, Queen, Soulfull Dynamics, The Sweet, Gilbert O'Sullivan, Carl Douglas, Terry Jacks, Boney M, Patrick Hernandez, Kincade, Middle of the Road, Bee Gees, Bay City Rollers, Pussycat, Clout, Gloria Gaynor, Thelma Houston, Showaddywaddy, Roxy Music, Pointer Sisters... ich könnte stundenlang weitere Interpreten meiner Sammlung aufzählen. | |
Meine riesige Sammlung hat dann 1987 auch den Ausschlag dazu gegeben, als Discjockey aufzutreten. Wie in meiner DJ-Biografie beschrieben, musste ich der technischen Entwicklung in der Musikindustrie folgen. Der Weg führte mich über Vinyl, Compact-Disc, Mini-Disc schließlich zu MP3. Keine dieser Entwicklungsstufen ist jedoch je in Vergessenheit geraten: sämtliche Tonträger sind in meinem Besitz geblieben - für mich wäre ihr Verkauf wie ein Verrat, denn ich würde zugleich meine Seele verkaufen. | |
Erinnerungen und tiefe Traurigkeit | Denn meiner Meinung nach ist nichts so seelengängig wie Musik. Wie schon in meinem Buch "Serotonin-Achterbahn" beschrieben, verbinde ich unbewußt Musik mit vielen unterschiedlichen Lebenssituationen. Auch Traurigen: so steht für mich "Radio Ga Ga"von Queen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Tod meiner Großmutter und "Try" von Pink ist gekoppelt mit dem Tod meiner Mutter. Doch fragt mich nicht warum! Es ist wohl ähnlich wie die Assoziation zwischen dem Anschlag auf das World-Trade-Center und "Only Time" von Enya. |
Alles im Leben hat seinen Soundtrack - davon bin ich felsenfest überzeugt! Und Menschen, die bei Musik nichts empfinden, verdienen (m)ein tiefes Mitgefühl. |
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Welch Ruhm, welch Ehre durch die DAZ TRANSPORTER
Klar hätte es vollkommen gereicht, das alte Auto - unseren REDSTAR - schick aufzuarbeiten und dann einfach zu fahren. Genau so macht es schließlich die überwiegende Mehrheit aller Oldtimer-Enthusiasten. Doch ich hatte bereits längst damit begonnen, meine Bulli-Affinität in Worte zu fassen und in meinem Blog der Öffentlichkeit zu präsentieren. Daher war es wohl mehr als logisch, dass ich auch die Geschichte unseres tornadoroten REDSTAR in Text und Bild festhalte. | |
Mein ganzer Stolz über die gelungene Wiederauferstehung unseres Multivans ließ mich jedoch noch einen weiteren Schritt gehen. Letztendlich sollte mir "with a little help from my friend"Sandmann ein weiterer genialer Schachzug gelingen. Der Sandmann - alias Jens Tanz - schreibt nämlich hauptberuflich im DAZ Verlagsgruppe Drivestyle Magazin TRÄUME WAGENüber deutsche Alltags-Oldtimer sowie rollende Klassiker und ihre Menschen. Und nur einen Schreibtisch des DAZ-Großraumbüros im Gebäude des Hamburger ADAC-Hauptquartiers weiter, entsteht auch das marktführende und einzige regelmäßig erscheinende Fachmagazin für leichte Nutzfahrzeuge, die TRANSPORTER. Dessen Chefredakteur Andreas Aepler fand meine Bullityp-Geschichte des REDSTAR immerhin so beachtenswert, dass er mich einfach als Autor und Fotograf ins Impressum der Mai-Ausgabe 2015 aufnahm und mir sogar ganze sieben Seiten für meinen Text und meine Fotos als Leitartikel (!!!) zur Verfügung stellte. | |
Dafür an dieser Stelle vielen herzlichen Dank - der Artikel ist wirklich richtig klasse geworden! Als nächstes geht natürlich auch ein besonderer Dank an Jens Tanz - ohne ihn wäre es wohl kaum zu einer so erfolgreichen Vermittlung gekommen. Hier nun der DAZ TRANSPORTER-Artikel: | |
Die DAZ Transporter ist seit Freitag, dem 17. April 2015, im gut sortierten Zeitschriftenhandel käuflich zu erwerben. |
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Meine DJ-Biografie - Kapitel 6: NUR DIE HARTEN KOMMEN IN DEN GARTEN…
<<Kapitel 5<< Nebenbei war ich natürlich weiterhin mit meiner SOUNDBOX unterwegs. Und die Aufträge gestalteten sich ziemlich schnell nach dem Motto „Ordentlich oder gar nicht!“ oder „Nicht kleckern sondern klotzen!“ Der Veranstalter in der folgenden Geschichte kündigte jedenfalls telefonisch seinen Besuch bei mir zuhause an – was an sich schon außergewöhnlich war. Vorsorglich wollte er mich vorab persönlich kennenlernen. Sein Anliegen ließ dann mein Herz schlagartig höher schlagen: für ein internationales Honda-Goldwing-Treffen wollte er mich als DJ. | |||
Ich dachte, mich für diese Riesenparty auf dem Stadionsportplatz unserer Kreisstadt besonders rüsten zu müssen. Das gigantische-Schützenfestzelt ließ sich ganz sicher nicht mit meiner viel zu kleinen Anlage beschallen – also musste eine entsprechende PA-Anlage gemietet werden. Zusätzlich sorgte ich für eine professionelle Lichtanlage. Eine besondere Herausforderung bestand natürlich auch in dem zu erwartenden Musikgeschmack der Zielgruppe, die sich im Übrigen aus bis zu 1.300 Bikern zusammensetzen sollte. Es stellte sich mir daher logischerweise die Frage, nach welcher Musik diese harten Leder- und Kettenfreaks so richtig abgehen. Als DJ, der zumeist Menschen auf Familienfeiern zum Schwofen brachte, musste ich wohl unbedingt mein Repertoire dementsprechend erweitern. Schon Wochen vor dem großen Event hockte ich also unermüdlich an Tresen diverser Plattenläden und filterte potentielle Biker-Sounds aus dem meist umfangreichen Angebot. Irgendwann schien mir die gefundene Auswahl auszureichen, so sollte ich für die bevorstehende Party gewappnet zu sein. | |||
... nur ein Spaß zum Thema Goldwing von Günter dem Treckerfahrer | Am großen Tag des Goldwing-Treffens baute ich die PA- und Lichtanlage in dem wirklich beeindruckend riesigen Zelt auf der Bühne auf und führte einen erfolgreichen Soundcheck durch. Während drinnen anschließend neutrale Hintergrundmusik lief, wimmelte es draußen nur so vor chromblitzenden und dumpf grummelnden Motorrädern, viele mit fetten Beiwagen. Das Gelände um das Feierzelt glich einem riesigen Zeltplatz – und überall coole Typen in rustikalen Lederklamotten mit zumeist verchromten Kettenapplikationen. | ||
So langsam füllte sich das Partyzelt und der Platz vor der langen Biertheke. Ich fühlte etwas Anspannung aufkommen. Nach ungefähr eineinhalb Stunden hatten sich schließlich sämtliche harte Bike-Camper auf der Tanzfläche eingefunden und mein Auftraggeber eröffnete die Veranstaltung. Nach dem üblichen Opening wollte ich nun also die Menge mit den frisch erworbenen Biker-Hits auf den hölzernen Dancefloor holen. Doch nach „Born to be wild“ oder „Sweet home Alabama“ rührte sich rein gar nichts – nicht mal ein verstohlenes Tippen mit irgendeinem Fuß! Die Biker hielten sich stattdessen krampfhaft an ihren Biergläsern und der Theke fest. Es war zum Haare raufen. Die Mission schien schon vom Start weg als gescheitert. Also musste schleunigst eine Strategie her… nur welche? Als DJ nur einen hilflosen Eindruck abzugeben reichte jedenfalls wohl kaum – ich überlegte angestrengt, was zu tun sei. Zunächst fiel mein Blick dabei immer wieder auf die Gäste und es mir dann schließlich wie Schuppen von den Augen: na klar - der typische Eigner einer Honda Goldwing ist kein Halbwüchsiger, der sich sein Motorrad-Hobby mühsam vom Mund absparen muss. Nein, beim genauen Hinsehen fiel mir nämlich auf, dass das durchschnittliche Partyklientel dieser Gesellschaft meist gutbetuchte Fünfzigjährige waren – eine gepflegte Goldwing kostet schließlich immerhin locker den Preis eines Mittelklassewagens. | |||
| Womit pflegte ich also gutbetuchte Fünfzigjährige anlässlich anderer Feiern für gewöhnlich auf die Tanzfläche zu locken? ... Genau!!! ...und tatsächlich: keine Minute später drehten sich die ersten lederbekleideten Pärchen nach deutschen Schlagern wie „Die rote Sonne von Barbados“ und „Ibiza“ auf dem Parkett. So retteten „Die Flippers“ und „Ibo“ glücklicherweise diese Bikerfete. Im weiteren Verlauf benötigte ich lediglich in einer einzigen Tanzrunde einige meiner reichhaltig eingekauften Tonträger, deren Anschaffung hätte ich mir also - so gesehen - sparen können. Und diese Feier dauerte bis in die späte Nacht. Gäste und Gastgeber zeigten sich im Anschluss hochzufrieden. So zufrieden, dass ich sogar als DJ für die Tanzveranstaltung nach der Jahreshauptversammlung des Internationalen Honda-Goldwing-Clubs engagiert wurde. Demzufolge reiste ich mit meiner SOUNDBOX noch im gleichen Jahr zur Wewelsburg in die Nähe von Paderborn. Hinter meterdicken Burgmauern tanzten die Biker ein weiteres Mal nach ... – na, was wohl? | ||
"♫♪♪♫♪ (...) Wenn weiße Rosen blüh'n, und ich nicht bei dir bin, dann träum' ich noch heute von dir. Die rote Sonne von Barbados, ja dieses Märchen läßt mich nicht los. Und wird die Zeit auch zu Ende geh'n, es war so schön." ♫♪♪♫♪ (... die letzten Zeilen von "Die rote Sonne von Barbados" von den Flippers, Mai 1986) |
>>Kapitel 7>>
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Mamamemorial 2015
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Malinconia Ibiza
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Natürlich sang im Jahre 1985 der Jugoslawe Ibrahim Bekirovic nicht über einen Seat Ibiza. Obwohl Giorgetto Giugiaro's Fließheckidee mit VW-Technik bereits ein Jahr zuvor auf den Markt kam, gestand in seinem Hit der Schlagersänger vielmehr seine Verbundenheit zur balearischen Insel Ibiza, nachdem ihn seine Dulzinea mit einem Anderen narrte: "Doch mit der Zeit, ja da merkt' ich dann, daß mein Gedächtnis schlecht vergessen kann. Ich lieb' dich noch, doch verdammt noch 'mal - er hat dich, ich hab' Ibiza." | |||||
Eigentlich weiss ich gar nicht, warum ausgerechnet ICH hier so einen Aufriss um einen alten, silbernen Seat Ibiza der zweiten Generation mache. Denn genau genommen habe ich damit überhaupt nichts zu tun - das Auto gehört nämlich Lukas, meinem dreiundzwanzigjährigen Sohn. Er hatte sich den Wagen (EZ. Nov. 1995) vor knapp einem Jahr für ein paar Hunderter gekauft um seinem geliebten VW Polo einen Winter zu ersparen. Ihn reizte am Seat besonders, dass der mit seinen 129 PS offiziell die Bezeichnung GTI trägt... und auch so fährt und klingt! Allerdings bei entsprechender Fahrweise auch wie ein GTI Benzin säuft und Reifen frisst! | |||||
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Binnen einen Jahres lernte Lukas auch unrühmliche Seat-Qualität kennen. Bremsbeläge, immer wieder der Auspuff, Radlager, Buchsen der Hinterachse, Klappern hier, Verschleiß da... irgendwann im Frühling war das Maß voll - Lukas meldete entnervt den Seat ab und seinen Polo wieder an. Seitdem hatte ich mit dem Seat mehr zu tun, als mir lieb war: er parkte nämlich unter unserem Carport und war damit das zehnte Fahrzeug auf dem Grundstück. | |||||
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Im Laufe von Wochen brachte Lukas den Wagen nun so gut es ging durch Waschen, Polieren, Rost beseitigen, Staubsaugen auf Vordermann. Schließlich fotografierte ich die spanische Schnitte von allen Seiten und textete für die eBay-Anzeige wie ein Weltmeister. Es fiel mir allerdings keineswegs leicht, einen aus der Mode gekommenen katalonischen Kleinwagen zu bewerben. Also stellte ich besonders seine GTI-Gene heraus: "Hol dir diesen GTI español". | |||||
785 Kaufinteressierte besuchten dann auch das Angebot bei eBay, 19 Gebote ergaben zuletzt 306,02 EUR. Das war weit entfernt vom Mindestpreis 1.000,- Euro (versuchen kann man's ja mal!). In der zweiten Runde interessierten sich 630 Besucher für die unveränderte Offerte. Die dabei erzielten 16 Gebote brachten es auf immerhin 452,01 EUR. Jetzt platzte Lukas der Kragen: "Mach 500,-... und weg den Schrott!" Ich schrieb die letzten Bieter per Mail an... und bekam erstmal keine Antwort. Lukas klapperte mittlerweile ortsansässige Autohändler ab. Jedesmal, wenn er nur erwähnte, dass der Wagen Baujahr 95 ist, lehnte man ab. Selbst die dubiose "Wir-kaufen-Dein-Auto-zu-Höchstpreisen"-Szene, meistens suchen die ja Fahrzeuge für den Export, hielt sich vornehm zurück. Das Vorhaben Seat-Verkauf schien aussichtslos. Sollte hier der Weg für den sportlichen Spanier am Ende sein? Sollte sich schon jetzt irgendein Schrotthändler über dieses ansonsten funktionstüchtige Automobil freuen? Immerhin fanden vor geraumer Zeit im Zuge der Abwrackprämie wesentlich jüngere fahrbare Untersätze den Weg auf Autofriedhöfe. Traurig schaute uns der Ibiza aus seinen Scheinwerfern wie Glasbausteine an. Seine Zukunft schien düster. | |||||
Doch es kam überraschenderweise anders: mich erreichte eine eMail. Ob der Seat noch zu verkaufen sei? Einer der angeschriebenen Bieter aus der letzten eBay-Auktion konnte aufgrund extremen Zeitmangels die Sache nicht weiter verfolgen. Doch jetzt interessierte der Mann aus der Nähe von Marburg sich wieder für unser Auto. Deshalb telefonierten wir miteinander. "Immernoch 500,- EUR? Geht klar!" Ein Tag später organisierte ich einen Trailer, lud den Seat auf und schaffte ihn ins Extertal. Dort fand nämlich ein Autocross-Rennen statt, an dem der Sohn des Anrufers teilnahm. Der Vater reiste bereits mit einem eigenen Trailer an, um unseren Silberling zu übernehmen. | |||||
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Bei fiesem Nieselregen rollte der Ibiza vor dem Autocross-Fahrerlager vom Trailer. Nun war es Zeit zum Abschiednehmen. Dabei fiel mir sofort wieder auf, wie seltsam das Gefühl doch wieder ist. Obwohl mich ja nur sehr wenig mit diesem Auto verband, traf dieser Augenblick trotzdem meine Seele. Verstehe das, wer will - da versagen wir Männer regelmäßig als Frauenversteher - beim Abschied von einer Maschine kullern jedoch (innerlich) dicke Krokodilstränen. Unsere sizilianische Freundin Irene sagt immer sehr weise "Abschied ist ein bisschen wie Sterben". Und damit hat sie verdammt recht. | |||||
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Doch der Autocross-Vater machte kurzen Prozess. Er kam zufuss durch das Fahrerlager, stand plötzlich vor uns. Ich drückte ihm den Autoschlüssel in die Hand, er umrundete ein Mal den Wagen, öffnete die Motorhaube, nickte zufrieden und zählte mir 500,- Euro in die Hand. Ich übergab ihm die Fahrzeugpapiere. "Moment noch...!" er nahm auf dem Fahrersitz Platz, startete den Motor, der mich mit seinem typischen GTI-Sound ein letztes Mal grüßte. "Alles klar!", ließ der neue Besitzer mich wissen. "Ich kenne diese Autos, wir fahren genau diese 16V-Maschinen gern beim Autocross". Au weia - war ich jetzt ein Verräter, würde der Ibiza jetzt sein Leben in einem Autocross-Rennen verlieren? Doch bevor dieser Gedanke von mir zu Ende gedacht worden war (vielleicht war er auch an meinem Gesicht abzulesen?) legte der Autocross-Vater nach. "Nein, nein - dieser hier ist noch so schön, den mach' ich wieder schick fertig. Tschüss!" Sprach's und spurtete davon. | |||||
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Tschüss GTI español - mach's gut und ein schönes Leben noch! Irgendwie etwas traurig und doch beruhigt kehrte ich nach Hause zurück. |
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Meine DJ-Biografie - Kapitel 7: RADIO FFN - ÄRGERLICH ENDENDER TRAUM
<<Kapitel 6<< Ein ganz besonderes Highlight meiner DJ-Karriere war, ohne Zweifel, die Teilnahme an einem DJ-Contest bei Radio ffn. Zu diesem Zweck suchte der Sender damals in seiner Hörerschaft nach Hobby-DJs. Diese sollten sich bei Interesse mit einem Demo-Tape bewerben. | |||
Deshalb schickte auch ich meine Cassette nach Isernhagen KB, einer wohlhabenden Bauernschaft im Nordosten der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover. In einer alten Villa residierte dort der bereits etablierte niedersächsische private Hörfunksender. Antenne Niedersachsen gab es zu dem Zeitpunkt zwar auch schon seit drei Jahren, versorgte jedoch eine ganz andere Zielgruppe – und das ist letztendlich noch heute so! Als Radio-Junkie gehörte ich seit der allerersten ffn-Sendesekunde am 31. Dezember 1986, 12.00 Uhr, zu den Stammhörern: „Am Anfang war das Wort, und das Wort hieß >>Grüß Gott!<< Und dann kamen die Bangles.“ Das erste Lied, das damals also bei ffn gespielt wurde, war „Walk like an Egyptian“, eben von den Bangles. Ein paar Wochen nach meiner Bewerbung zum DJ-Contest „Test the best“ erhielt ich Post von Radio ffn. Sie teilten mir mit, dass ich zu den ausgewählten Teilnehmern gehöre. Zwei gegeneinander antretende Kandidaten sollten live jeweils eine halbe Stunde eines bestimmten Freitags ihre ganz eigene Sendung gestalten. Die Zuhörerschaft sollte dann anschließend per Telefon-Voting über ihren Favoriten entscheiden. Man bat mich daher, schon mal ein Programm und meine Musik vorzubereiten – was ich logischerweise in den noch verbleibenden Wochen auch akribisch und unter großer Aufregung erledigte. „Meine“ Sendung sollte am Freitag, dem 9. Juli 1993 irgendwann in der Zeit zwischen 21.00 und 23.00 Uhr ausgestrahlt werden. Um die Gunst möglichst vieler Zuhörer zu gewinnen, rührte ich natürlich vorab schon ordentlich die Werbetrommel. Dazu schrieb ich einen Zeitungsartikel mit allen wichtigen Informationen zur bevorstehenden Sendung. Unser verpenntes Provinz-Käseblatt selbst war (und ist auch heute noch), nach meinen eigenen reichlichen früheren Erfahrungen, leider nicht wirklich zu einer vernünftigen Berichterstattung in der Lage. Und natürlich fuhr Werbung zu meinem großen Event auf unseren Autos spazieren. Für das entsprechende Wochenende hatte ich blöderweise schon Wochen zuvor einen SOUNDBOX-Termin angenommen. Dazu muss ich Folgendes erklären: zu meinen eisernen geschäftlichen Grundsätzen gehörte, dass ich für keinen Musik-Termin einen bereits bestehenden Musik-Termin absagte. Denn ich konnte des Häufigeren mal in Erfahrung bringen, dass einige meiner DJ-Kollegen für vermeintlich finanziell üppigere Auftritte eine schon bestehende unattraktive Zusage kurzfristig cancelten – und das obendrein auch noch unter fadenscheinigen Begründungen oder peinlichen, hüstelnden, röchelnden und näselnden „Krankmeldungen“ per Telefon. Die absolute Unverschämtheit brachte in diesem Zusammenhang mal ein mir offensichtlich nicht gerade wohlgesonnener Kollege: er reichte mir nämlich eine Veranstaltung nur eine Stunde vor deren Beginn gespielt kränkelnd weiter. Der Gastgeber war zwar froh, dass seine Feier durch die SOUNDBOX mit Musik versorgt war. Am Ende gab es allerdings einigen Ärger, weil der ausgefallene DJ mit dem Gastgeber hinterrücks vorab einen unüblich niedrigen Preis vereinbart hatte – und diesen bei seiner „Absage“ ohne Absprache einfach auf mich und meine SOUNDBOX übertrug. Nachdem die Zusammenhänge geklärt waren, beklagte sich der Gastgeber verärgert über das unehrenhafte Geschäftsgebaren meines „Kollegen“. Den von mir geforderten Betrag bezahlte er allerdings schließlich ohne weitere Einwände. Zwischen dem „kränkelnden“ Kollegen und mir gab es wenige Tage später noch ein klärendes Telefonat, in dem ich ihn für die Zukunft auf deutlichen geschäftlichen Abstand brachte. Diese Geschichte jedoch nur am Rande. Zu meiner Sendung bei Radio ffn musste ich nun also den Spieß mal umdrehen. Denn eigentlich hatte ich einen Musiktermin anlässlich einer Hölzernen Hochzeit bei „Leifi“, einer Gaststätte im Nachbarort, im Terminkalender stehen. Deshalb meldete ich mich persönlich bei der Gastgeberin ab. Vorher besprach ich die Lage mit einem befreundeten DJ. Ihm konnte ich hundertprozentig vertrauen, denn wir hatten schon häufiger vollkommen problemlos und sehr erfolgreich zusammengearbeitet. So erklärte ich meiner Gastgeberin die für mich einzigartige Situation bei Radio ffn. Und glücklicherweise zeigte sie dafür Verständnis. Den von mir angebotenen Ersatz-DJ nahm sie dankend an. In dieser Hinsicht konnte ich meinem Auftritt im Radio also gelassen entgegenblicken. Der Ablauf des eigentlichen Termins bei ffn verlief jedoch alles andere als geplant. Mir war zuvor schriftlich zugesichert worden, dass es für mich vor der eigentlichen Sendung die Möglichkeit einer Vorproduktion geben sollte. Das bedeutet, dass ich im Studio zum Beispiel persönliche Jingles oder Trailer hätte vorproduzieren dürfen. Zur Erklärung der Fachbegriffe: ein „Jingle“ ist eine kurze einprägsame Erkennungsmelodie für ein bestimmtes Programm aus kurzen Tonfolgen oder Melodien, die vokal und/oder instrumental ausgestrahlt werden und daher einen hohen Wiedererkennungsgrad aufweisen. Ein „Trailer“ ist eine Art Toncollage, in diesem Falle z.B. ein einleitender kurzer Hörclip oder auch Opener. Speziell im Radio künden diese Trailer Beiträge zu besonderen Themen und Schwerpunktsendungen an. | |||
Isernhagen am 9. Juli 1993 Früh am Nachmittag parkten wir unseren VW-Bus schon zwischen den vielen ffn-Fahrzeugen vor der Villa am Haghof, dem damaligen Sitz von Radio ffn, nachdem wir das große schmiedeeiserne Tor der Pestalozzi-Stiftung (denen gehört die Villa) passiert hatten. Da wir nach der Sendung weiter in den Sommerurlaub reisen wollten, war die ganze Familie anwesend. Lukas, mein Sohn, damals gerademal etwas über ein Jahr alt, schlief im Auto. Tochter Sandra, dreieinhalb Jahre, erkundete das parkähnliche Gelände um das Funkhaus. | |||
An der Rezeption des Senders wurde ich freundlich empfangen. Wenig später tauchte dort auch mein Mitbewerber Torty auf - es handelte sich ja schließlich um einen Wettbewerb. Bald wurde uns bei einer Führung das gesamte Funkhaus gezeigt. Ich reichte zahlreichen Menschen die Hand, von denen ich schon unzählige Male als Moderatoren, Redakteure, Nachrichtensprecher oder Toningenieure gehört hatte. Ich lernte die Musikredakteure Ecki Stieg und Lutz Hanker und „ffn-HOT100“-Moderator Jörg-Christian Petershofen (er ist übrigens leider 2013 schon verstorben) oder Frauke Ludowig (heute bei RTL) kennen. Ich erlebte zum ersten Mal die Frühstyxradio-Comedy-Crew um Dietmar Wischmeyer, Sabine Bulthaup, Oliver Kalkofe und Andreas Liebold. Wir standen in Büros, in denen das alltägliche ffn-Programm entstand. Alle Mitarbeiter machten einen unglaublich dynamischen und frischen, lockeren Eindruck. Irgendwann stieß auch der Moderator „unserer“ Sendung, Jens-Peter Beiersdorf, dazu. Mein erster Eindruck von ihm versprach jedoch nicht nur Gutes. Der gebräunte Lockenkopf mit Pausbäckchen versuchte mit seinem übertrieben jugendlichen Auftreten dem allgemein locker-flockigen Flair des Hauses zu entsprechen. Der damals Endzwanziger aus dem hohen Norden (ein Kieler!) - was unweigerlich an der Art seines Sprechens erkennbar war - machte nämlich keinen Hehl daraus, dass er mich fünf Jahre älteren Familienvater eindeutig als Spießer hielt. Genau das sollte mir später noch den Abend verhageln. Ich kann mich nicht mehr genau an die wahren Gründe erinnern – jedenfalls war die versprochene Vorproduktion meiner Jingles und Trailer angeblich plötzlich doch nicht mehr möglich. Schade, denn eigentlich hatte ich Großes vor. Nach der großen Führung durch den Sender warteten wir daher bei herrlich warmen Wetter wieder im Park der ffn-Villa auf den Abend und die Sendung.
Unser Studio maß etwa zwanzig Quadratmeter. Die Wände waren zumeist mit schalldämmendem Material verkleidet. Etwa die Hälfte des Raumes nahm eine thekenähnliche Konstruktion ein. In ihr fanden ein riesiges Mischpult, mehrere CD-Player sowie Plattenspieler und Bandmaschinen Platz. Über dem Mischpult war ein Studiomikrofon installiert. Gegenüber dieser Studiokonsole stand ein sechseckiger Gästetisch, an dem Torty, ich und auch mein Töchterchen Sandra Platz nahmen - mitten darüber auch wieder ein Mikrofon. An der Wand hinter diesem Platz hing die für ein Hörfunkstudio so typische rote „Auf Sendung – Bitte Ruhe!“ – Lampe und eine Funkuhr, die Studio-Zeit - immer im Blickfeld des Moderatoren. Jens–Peter Beiersdorf moderierte die ersten zwei Stunden zunächst allein. Der Radioprofi schien währenddessen ziemlich nervös und brachte mit dem unbewusst oszillierenden Wippen seiner Füße ständig seinen Bürostuhl zum Quietschen. Was zumindest ihn aber offensichtlich nicht sonderlich störte. | |||
In dieser Zeit vor „unserer“ Sendung stellte der Moderator auch uns, die Wettkampfteilnehmer des Abends, den Zuhörern vor. Dabei vergaß er, gemäß meines ersten Eindrucks, freilich nicht, mich bei offenem Mikrofon als "unter dem Pantoffel stehenden Familienvater" darzustellen. Torty, meinen Mitstreiter, schätzte ich als den Jüngsten in der Runde ein – er mag vielleicht zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig gewesen sein (ich war fast zweiunddreißig!). Der lustige Brillenträger schien schlagfertig und redegewandt, seine Antworten kamen locker aus der Hüfte. Er passte von seiner Art ausgezeichnet zu Radio ffn. | |||
Schon vor der Sendung hatte man uns einen mehrere Seiten umfassenden Computerausdruck in die Hand gedrückt – einen Auszug aus dem sogenannen ffn-Musikpool. Die Musikredaktion stellte damit eine verbindliche Musikauswahl. In meiner Sendung durfte ich demzufolge nur zwei oder drei eigene Wunschtitel verwenden, der Rest war dem Pool zu entnehmen. Damit wurde klar, was mir in der Führung durch den Sender vorhin nebensächlich erschienen war: Radio-ffn ist ein sogenanntes „Formatradio“. Und die Musik, die für gewöhnlich auf diesem Sender gespielt wird, ist die „Musikfarbe“. Der typische Musikstil des Senders ist „der Verträglichkeit und der Affinität der Zielgruppe zugemessen“. Zu Deutsch: es wird gespielt, was eine ganz bestimmte Hörerschicht hören mag. Auf diesem Weg kann der Sender seine Hörerschaft selbst definieren. Weitergehend ist nicht nur die Musik, sondern das gesamte Programm „durchformatiert“. Ein Moderator passt sich in Stimme, Wortwahl und Themen dem präsentierten Musikstil und den gewünschten Hörern an. Okay, der Erste im Wettbewerb dieses Abends war ich. Ich bat vorab Jens–Peter Beiersdorf die Musik während meiner Ansagen immer etwas herunterzufaden. Das sollte meine Stimme etwas besser verständlich machen. Der Moderator reagierte ziemlich grob und nörgelte irgendetwas von „Auto Fading“ und „Stümperfunk“, tat aber schließlich, wie ihm geheißen. Mein Programm lief, ich musste da jetzt durch!
Dann war Torty an der Reihe: die ersten Minuten seiner Sendung verschlugen mir allerdings fast die Sprache. Ohne, dass ich es auch nur irgendwie bemerkt hatte, muss er wohl vorher doch noch in irgendeinem Studio gewesen sein. Seine Sendestunde wurde nämlich durch einen vorproduzierten Opener eingeleitet und überzeugte durch eine wirklich originelle, witzige Idee und natürlich durch seine professionelle Studio-Ausführung. Damit startete Torty seinen Beitrag quasi mit einem hörerwirksamen Burnout und war auch durch seine witzige, lockere Art klar in Führung. Das anschließende Telefon-Voting fiel natürlich dementsprechend aus. Auch Herr Beiersdorf zeigte sich hochzufrieden – sein vollkommen „unparteiisches“ Wirken war somit schließlich von Erfolg gekrönt. | |||
Wir fuhren in der folgenden Nacht noch sehr lange und sehr weit. Nach wenigen Tagen im Urlaub waren die Anspannung und der Ärger dieses Erlebnisses glücklicherweise weitestgehend verflogen. Nach meiner Teilnahme an „Test the best“ erhielt ich ein paar Wochen später einen tragbaren CD-Player, ein paar CDs und ein Teilnahmezertifikat – unterschrieben von Jens-Peter Beiersdorf. Fazit: nicht jede Geschichten endet im Glück ... und sollte trotzdem nicht in meinem Lebensgang fehlen. Und: trotz alledem ist Radio ffn auch heute noch mein Stammsender. Alternative content | |||
>>Kapitel 8>> |
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29. Pfingsttreffen des 1. Internationalen K 70-Clubs im Kreis Wesel
Je älter so ein Automobil wird, desto wahrscheinlicher scheint, dass es mal liegenbleibt. Leider klingt das nicht nur logisch, es bewahrheitet sich auch immer wieder. In den letzten dreizehn Jahren - die Zeit, in der ich mit meinem K70 an Ausfahrten teilnehme - habe ich von diversen automobilen Ausfällen immer nur von Anderen gehört oder gelesen. Dieses Mal hat MICH das Schicksal ausgewählt. | |||||
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Eigentlich begann alles ganz normal - wir waren mit dem K 70 und Marcel's Audi Coupé sogar mit kurz nach 9 Uhr früh genug aufgebrochen, um pünktlich am 29. Pfingsttreffen des 1. Internationalen K 70-Clubs in Schermbeck teilzunehmen. Trotz lebhaftem Pfingstverkehr wählten wir die A1 Richtung Süden - lediglich in der Gegenrichtung stand eine beachtliche Blechlawine. Am Lotter Kreuz wechselten wir Richtung Westen auf die A30. Keine fünf Minuten auf dieser Autobahn war ein seltsames Geräusch aus dem Fahrzeugbug zu vernehmen. Erst leiser, aber stetig zunehmend. Das Geräusch selbst ist eigentlich kaum zu beschreiben, eine mittelhohe Schwingung, ähnlich dem Klagelaut einer Robbe. Um kein Risiko einzugehen, verliess ich die nächste Abfahrt und blieb auf einem Pannenstreifen stehen. Da ich vor ein paar Wochen das gesamte Radlagergehäuse des rechten Vorderrades erneuert hatte, vermutete ich genau dort ein Problem. Und richtig - das rechte Vorderrad wies ein enormes Spiel auf. Dem musste auf den Grund gegangen werden. Doch ich stellte fest, dass ich mein komplettes Werkzeug zuhause vergessen hatte. Nichtmal einen vernünftigen Wagenheber hatten wir an Bord. Doch wozu bin ich schließlich seit 1984 ADAC-Club-Mitglied? | |||||
| Keine halbe Stunde später gesellte sich also ein "Gelber Engel" zu uns. Der Pannenhelfer diagnostizierte schnell, dass das rechte Radlager sein kurzes Leben bereits wieder beendet hatte. Da ich das alte, ausgetauschte Teil zwecks Aufarbeitung auf dem bevorstehenden K 70-Treffen in die Hände eines Fachmanns übergeben wollte, hatte ich es dabei. Da der Wechsel eines vorderen Radlagers beim K 70 kein langwieriger Auffwand ist, tauschte es der ADAC-Mitarbeiter nochmals. | ||||
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Doch nach der anschließenden Probefahrt stand fest, dass damit weder eine Weiter-, noch eine Heimfahrt zu meistern war. Nun musste also ein Abschleppwagen her. Marcel fuhr schonmal weiter zum K 70-Treffen. | |||||
| Dank meiner ADAC-Gold-Mitgliedschaft brachte uns der Abschlepper schließlich eineinhalb Stunden später nach Haus. Gut, dass uns dort eine ausreichende Auswahl an Autos zur Verfügung steht - wir luden all unsere Sachen in einen anderen fahrbaren Untersatz und trafen endlich gegen 17.00 Uhr am Zielort ein. Die zu besuchenden Tages-Attraktionen, das SIKU und Audi-Museum in Stadtlohn sowie die Schnapsbrennerei Böckenhoff in Raesfeld-Erle, hatten wir leider somit verpasst. | ||||
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Trotzdem begrüßte uns die überaus große Gruppe der versammelten K 70-Enthusiasten gut gelaunt. Vor dem Abendessen konnten alle Beteiligten zunächst ihre Übernachtungsmöglichkeiten aufsuchen. Deshalb fuhren wir erstmal zum Campingplatz Sybergshof. Dort hatten wir nämlich für die kleine Familie meiner Tochter einen Wohnwagen und für uns ein kleines Blockhaus gemietet. | |||||
| Deshalb fuhren wir erstmal zum Campingplatz Sybergshof. Dort hatten wir nämlich für die kleine Familie meiner Tochter einen Wohnwagen und für uns ein kleines Blockhaus gemietet. Das Abendessen nahm die Gesellschaft im Restaurant "Zur Mühle" in Schermbeck-Gahlen ein. Bei leckerem Essen und Trinken sowie guter Laune ließen wir den Abend ausklingen. | ||||
| Für den nächsten Tag hatte das Organisatorenteam um Nadine und Ingo Menker den Besuch im Traktorenmuseum Pauenhof in Sonsbeck vorgesehen. Dort war eine unglaubliche Sammlung vieler unterschiedlicher Traktoren aller denkbaren Baujahre zu besichtigen - und sogar selbst zu fahren. Die Kinder, aber auch Väter und Mütter kurvten begeistert auf alten Deutz-Schleppern über die Teststrecke. Andere Besucher ließen sich derweil kalte und warme Getränke im Café des sonnigen Innenhofes schmecken. | ||||
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| Nachmittags fuhr der K 70-Konvoi dann zum Flughafen Wesel. Dort wartete bereits ein Fotograf der "VW-Scene" auf automobile Fotomodelle. Ein außerordentlich begehrtes Fahrzeug war dabei sofort Marcel`s Audi Coupé - aber natürlich auch ein K 70 wurde abgelichtet. Doch das eigentliche, absolute Highlight dieses Pfingsttreffens sollte hier bei den Segelfleigern und den Fallschirmspringern stattfinden. Denn eine handvoll Mutiger wollte sich per Tandemsprung in vier Kilometern Höhe aus einem Flugzeug stürzen. | ||||
Doch die tagelange mentale Vorbereitung dieses spektakulären Events stellte sich im Moment der Bezahlung als vergeblich heraus. Statt der bereits Wochen vorher angekündigten 120,- EUR sollten nun plötzlich 189,- EUR für einen Tandemsprung fällig sein - eine Tatsache, die unmittelbar vier Personen (nämlich meine Stiefkinder, meinen Sohn und meinen Schwiegersohn) um die sicherlich interessante Erfahrung eines Fallschirmsprungs brachte. | |||||
| Doch trotz der überraschenden Preisexplosion gab es eine mutige Person aus der Gesellschaft des K 70-Clubs, die sich dadurch nicht von ihrem Vorhaben abbringen ließ. Piet Hasper's Ehefrau Els sah diese Gelegenheit als eine ihrer vielleicht letzten Möglichkeiten, sich einfach mal in großer Höhe aus einem Flugzeug fallen zu lassen. Denn eigentlich gilt die 71-Jährige eher als still und zurückhaltend. Deshalb habe ich sie, soweit es mir möglich war, auf ihrer aufregenden Reise mit der Kamera begleitet. Die Nahaufnahmen während des "Fluges" entstanden allerdings durch eine sogenannte Action-Cam am Arm des begleitenden Fallschirmspringers. | ||||
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Gegen 16.15 Uhr war das Flugzeug dann jedenfalls in großer Höhe (angeblich 4.000 Meter) über dem Flugplatz zu sehen. Winzige Pünktchen lösten sich von dem Flugzeug und fielen durch das Blau des Himmels - Els' freier Fall dauerte ca. eine Minute, dann öffnete sich der dunkelblaue Fallschirm. Weitere zwei Minuten später landete sie auf dem Hosenboden im Gras vor den Füßen der Zuschauer. Wenn man nun bedenkt, dass Els unter Höhenangst leidet, muss man nach dieser Aktion den Hut vor ihr ziehen! | |||||
Währenddessen sollten auch die segelfluginteressierten K 70-Fahrer in die Luft gehen - doch auch dort stellte sich Enttäuschung ein: genau in dem Moment, als der erste Kandidat die Lüfte erobern wollte, zerlegte sich die Winde, mit der die Segelflugzeuge quasi in die Höhe gezogen wurden, in ihre Einzelteile. Somit zerplatzte der Traum vom Fliegen wie eine Seifenblase. Letztendlich ließ sich wenigstens noch mit einem Tragschrauber und einem Ultraleichtflugzeug abheben. | |||||
Am Ende dieser Veranstaltung wurden alle anwesenden K 70 für ein Foto zu einem großen Halbkreis aufgestellt. Anschließend ging es im Konvoi zurück zum Abendbrot und Tagesabschluß im Restaurant "Op den Hövel" nach Schermbeck. Bereits hier verabschiedeten sich einige Teilnehmer, die am nächsten Morgen die Heimreise antreten wollten. | |||||
Der Rest, immerhin noch gut ein Dutzend Fahrzeuge, brach am Montagmorgen auf zum Landschaftspark Duisburg-Nord. Dieser 200 Hektar große Landschaftspark rund um ein stillgelegtes Hüttenwerk ist ein Industriekulturdenkmal. Wie so häufig im ehemaligen Ruhrpott, haben hier die Kultur und vielfältige Freizeitbeschäftigungen den ursprünglichen Verwendungszweck abgelöst. Unter anderem diente das Gelände schon vielen Filmproduktionen, z.B. "Manta, Manta", als Kulisse. Nach einer ausgiebigen Führung inklusive Besteigung eines Hochofens sowie anschließendem Verspeisen einer zünftigen "Manta-Platte" - natürlich Currywurst mit Pommes Majo - löste sich die K 70-Gesellschaft auf und verstreute sich wieder in alle Himmelsrichtungen. | |||||
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Diesel statt Benzin - ich mach's wieder gut!
Seit letztem Oktober ging gar nichts mehr... unter der glänzenden roten Motorhaube des Polo Fox Coupés! An einem jener Tage hatte ich nämlich nicht aufgepasst. Abgelenkt durch ein Telefongespräch per Bluetooth-Headset füllte ich den Tank meines tornadoroten Polo randvoll mit Diesel. Erst beim üblichen Notieren der Tankdaten fiel mir der günstigere Kraftstoffpreis auf. Blöderweise war ich auch noch unter Zeitdruck - einen sehr wichtigen Termin durfte ich keineswegs verpassen. Doch mir war sehr bewusst, dass ich mit dieser Tankfüllung nicht weit kommen würde... aber ich musste so weit wie möglich kommen! Verdammter Mist! | |||
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Also ließ ich das Unabwendbare geschehen - nahm mit dem Auto kräftig Anlauf, ließ es einfach nur noch rollen als der Motor ruckelnd abstarb. Einige Meter weiter war diese Fahrt vorüber. Immerhin hatte ich wenigstens gut einen Kilometer geschafft. Äußerst unglücklich schob ich das Coupé nun auf den Parkplatz vor einer Bank. Den Rest, etwa einen weiteren Kilometer, musste ich noch laufen. Dann konnte ich zuhause in mein Ersatzfahrzeug, meinen K 70, steigen. Mein Terminproblem ging somit glücklicherweise gut aus. Später bat ich meine Familie von der Arbeit aus per Telefon, den Havaristen zu bergen und nach Hause zu schleppen. Als Olivia und Marcel das Fahrzeug vor dem Finanzunternehmen abholen wollten, bot sich gleich einer der Angestellten an. "Setzen sie sich ruhig rein - ich schieb`sie an... der läuft bestimmt gleich wieder!""Soll er garnicht", entgegnete Olivia, "der hat nämlich den falschen Sprit im Tank!" Und Marcel fühlte sich gezwungen, dem Davoneilenden hinterher zu rufen, dass die Beiden nicht für die Fehlbetankung verantwortlich seien. Ja, ja... wer einen Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen - ICH war ja grad nicht vor Ort und konnte mich somit auch nicht wehren! Außerdem: Recht hat er ja! Peinlich war das Alles ohnehin reichlich - und das mir, als Fahrlehrer! Als ich abends nach Hause kam, schaute mich der Polo traurig aus seinen großen runden Scheinwerfern an. Sorry, Kleiner... ich mach das wieder gut! In den nächsten Tagen ließ ich den Dieselkraftstoff ab. Fast dreißig Liter verließen den Tank durch den gelösten Schlauch am Boden. Auch der letzte Rest musste aus der Leitung. Das System spülte ich mit frischem Benzin. Nach einigem Georgel tuckerte der Motor schließlich wieder los... und qualmte die ganze Hofeinfahrt dicht. Doch er lief. Und je länger er lief, desto mehr stabilisierte sich sein Lauf. Die anschließende Probefahrt glich allerdings mehr dem Reiten. Der Motor hustete und röchelte, verschluckte sich, stotterte wieder, nieste, pupste, setzte aus, drehte wieder... aber es wurde spürbar besser. Ich entschied, am nächsten Tag wieder mit dem kleinen Polo zur Arbeit zu fahren. Drei oder vier Tage lang versah er wieder seinen Dienst. Zwar schniefte und hustete er noch manchmal, aber er lief. Doch auf dem letzten Heimweg starb er plötzlich aus ganz normaler Fahrt einfach ab... blieb auf einem Parkplatz einer Kreisstraße mitten im Moor einfach liegen. Was war los? Ich öffnete die Motorhaube. Mir fiel sofort der rotglühende Kat auf. Oh oh... das schien gar nicht gut zu sein! Nach einer viertel Stunde startete ich den Motor wieder. Im Leerlauf lief er ganz normal. Beim Beschleunigen hörte er sich jedoch wie eine Dampflok an, immer begleitet von einem seltsamen Zischen. So, als ob jemand den Auspuff zuhielt. Langsam schleppten wir uns gen Heimat - doch etwa drei Kilometer vor zuhause streikte der Polo vollends. Olivia schleppte uns mit ihrem Audi A2 heim. Wochenendliche Reparaturversuche brachten die Einsicht, dass der Kat verendet war. Also räumte ich ihn leer, baute den Abgasstrang wieder zusammen und stellte schließlich fest, dass der Motor immer noch zischte und nicht über Leerlaufdrehzahlen hinweg zu drehen war. Meines Erachtens nach, hatte ich den kleinen Motor wohl ruiniert. Armer kleiner Polo! | |||
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Doch ich entschied mich, nach einem Ersatzmotor Ausschau zu halten. Für weniger als 50,- EUR fand sich ein Exemplar bei eBay-Kleinanzeigen. Wenige Tage später lieferte eine Spedition die Maschine auf einer kleinen Holzpalette an. Die Lieferung verschwand den Winter über erstmal in der Garage. | |||
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Im Frühjahr nahmen wir mit unserem REDSTAR an einer großen Fotoproduktion der AUTOBILD Klassik bzw. AUTOBILD Reisemobil teil (Story folgt demnächst!). Dabei deutete ich den Journalisten auch an, dass ich ein unverbasteltes, originales 87er VW Polo Fox Coupé besitze. Und das Fahrzeug weckte sofort Interesse, möglicherweise könne man den Polo bald mal gut gebrauchen. Von dem platten Motor hab´ ich allerdings nichts gesagt! Wenn der Polo demnächst auf den Catwalk soll, muss er laufen. Glücklicherweise hatte mir K 70-Club-Kamerad Peter Rodenberg schon vor einiger Zeit seine Hilfe zugesagt. Peter ist zudem Serviceleiter einer VW-Autohaus-Gruppe in Rheinland-Pfalz... und was alte Autos betrifft, ein ebenso Durchgeknallter wie ich. Wir vereinbarten ein ganz bestimmtes Wochenende für die Motortransplantation, als Bonbon sollte schließlich ein Besuch des Oldtimermarkts in Bockhorn dienen. Vorher stand sogar noch die Reparatur des defekten K 70-Radlagers auf der Liste. Dieses Programm versprach viel Schrauberei und reichlich ölige Finger. Um meinen Schraubergast nicht allzu sehr zu vereinnahmen, bereitete ich die Reparaturen vor. Der Polo wurde seiner Motorhaube entledigt, Kühler und Auspuff entfernt. Der "neue" Motor wurde entrostet und mit schwarzem Hammerite schick gemacht. Einige Kühlwasserschläuche verpflanzte ich schon mal. Der Auspuff wurde äußerlich vom Rost befreit und mit Zinkspray versehen. Außerdem mussten neue Auspuffgummis und ein frischer Ölfilter her. Den alten Kat trennte ich aus dem voderen Hosenrohr heraus und schweißte ein neues Teil ein. Nun konnte es los gehen! Bald nachdem Peter eintraf, löste er sämtliche Schläuche, Leitungen, Bowdenzüge, Schaltgestänge sowie die Antriebswellen und Motorstützen. | |||
Keine Stunde später baumelte die alte Maschine am Kettenzug über dem Motorraum. Marcel und Peter transplantierten das Getriebe und die Kupplung, den Anlasser und die Lichtmaschine. Anschließend versenkten wir den "neuen" Motor wieder an den dafür vorgesehenen Platz im Polo-Vorderwagen und schlossen alles wieder an. Vier Stunden nach Beginn dieser Schraubersession forderte Peter mich auf, den Motor zu starten. Und der lief! Allerdings noch ohne Öl... man hatte wohl sämtliches Schmiermittel zum Versand des Motors abgelassen. Nachdem gut drei Liter frisches Öl in den Motor gegluckert waren, lief er etwas leiser. Doch in höheren Drehzahlen verließ ihn stets die Leistung. | |||
| Was war da los? Peter stellte Zündung und Zündzeitpunkt mittels einer Stroboskoplampe ein, leider jedoch ohne den gewünschten Erfolg. Etwas ratlos mutmaßten wir, dass vielleicht auch das Verpflanzen des alten Vergasers auf den "neuen" Motor Erfolg bringen könnte. Oder eine nochmalige Reinigung des Tank- und Vergasertrakts. Seltsam war jedenfalls auch, dass der Motor bei höheren Drehzahlen offensichtlich Abgase durch die geöffnete Drosselklappe blies. Wir beschlossen, die Reparatur am nächsten Tag zu vollenden. So hatten wir auch noch Zeit, uns über die Sache Gedanken zu machen. | ||
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Nach einem ausgiebigen Frühstück beschlossen wir, den Auspuffstrang nochmal zu lösen. Es könnte doch sein, dass der alte, zerstörte Katalysator mit seinen aufgelösten Einzelteilen die Abgasanlage verstopft und somit der Motor gar nicht richtig "ausatmen" kann. Nachdem ich den Auspuff also direkt hinter dem Katalysator entfernt hatte, lief der Motor zwar mit einem ohrenbetäubenden Krach... zeigte aber keine Leistungsverluste in höheren Drehzahlen mehr. Das Problem war somit endlich gelöst - es musste nur noch ein neuer Auspuff her. Der liegt bereit und muss jetzt nur noch eingebaut werden. Die Episode Diesel statt Benzin dürfte damit zum Glück erledigt sein. Irgendwann werde ich den "alten" Motor mal auseinander nehmen - mich interessiert, was mit ihm passiert ist. Vielleicht ist er ja doch noch nicht ganz hin. Ein ganz dickes Dankeschön geht an Maschinist Peter! Hoffentlich kann ich DAS mal wieder gutmachen! Und auch Marcel hat mit seiner Hilfe zum Gelingen beigetragen. Peter fand dieses Wochenende übrigens sehr entspannend! :-) ******AKTUALISIERUNG***** ... eine Woche später: |
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Meine DJ-Biografie - Kapitel 8: "RADIO HUNTETAL" - ENTDECKE DIE MÖGLICHKEITEN
<<Kapitel 7<< Wenn Menschen feiern wollen und dafür viel Platz benötigen, kommen sie auf die verwegensten Ideen. So stand ich nämlich irgendwann mit wirklich allem, was ich an Sound-Equipment zu bieten hatte, in einer leeren Kartoffelhalle. Diese Halle war allerdings noch ganz neu und unbenutzt, daher natürlich auch noch ganz sauber. Im Herbst, zur Kartoffelernte, werden solch beheizbaren Lager bis oben hin mit den beliebten Erdäpfeln gefüllt. Bei entsprechendem Marktpreis verkauft der geschäftstüchtige Landwirt seine Bestände dann später wieder – Angebot und Nachfrage: so also funktioniert eben eine Kartoffel-Börse. | |
Doch vorher sollte jedoch darin noch eine Familienfeier abgehalten werden. Deshalb war dort ein Stand für Getränke aufgebaut, mehrere Reihen Bierzelt-Garnituren boten den Gästen den nötigen Platz zum Sitzen und Essen. Außerdem war die Halle festlich mit bunten Girlanden und Birkengrün geschmückt. Jeder, der solche Locations beschallen muss, schlägt sich mit dem gleichen Problem herum. Denn akustisch wirken die glatten, kahlen Wände dieser Hallen wie eine Kirche oder ein Badezimmer. Es ist eben nichts vorhanden, was irgendwie schalldämmend oder schallschluckend wirken könnte. Dementsprechend hallt und echot es meistens unerträglich. Lediglich die Masse der Gäste macht sich später durchaus positiv auf diesen Umstand bemerkbar. Doch zum Zeitpunkt des Aufbaus und des Soundchecks ist dieser Faktor meistens leider nicht berechenbar. Ob der Sound okay ist, merkt man also erst während der Party. Glücklicherweise gelang mir in der besagten Kartoffelhalle jedoch ein einigermaßen annehmbarer Klang. Die Gäste hatten schließlich viel Spaß und tanzten eifrig. Unter ihnen auch ein auffallend adrett gekleideter junger Mann, der zu späterer Stunde zu mir kam und mich sehr interessiert zu allen möglichen Dingen meines Jobs als DJ befragte. Zum Schluss dieses Gespräches bat er mich ganz geheimnisvoll, dass ich ihn doch mal in der Woche nach diesem Event anrufen möge – er habe eine ganz besondere Idee und die wollte er mir unbedingt vorstellen. Deshalb übergab er mir eine Visitenkarte. Darauf war zu lesen, dass der junge Gast sogar einen Doktortitel führte. Anhand seines Namens erkannte ich einen der einflussreichsten Unternehmer des Ortes. Wenige Tage später vereinbarte ich tatsächlich diesen Termin. | |
Albert, so hieß der junge Mann von der Kartoffelhallen-Party, wollte unbedingt von mir gedutzt werden. Wir unterhielten uns im „Kontor“, einem Büro in seiner Firma für landwirtschaftliche Wirtschaftsgüter. Er handelte also mit Getreide, Kartoffeln, Düngemitteln, aber auch mit Baustoffen und landwirtschaftlichem Equipment. Zudem gehörten ihm Häuser, Grundstücke und Läden im Ort. | |
Und nun hatte er also eine Idee. Er wollte nämlich für die Menschen in seinem Ort aktiv werden. Sein geplanter Beitrag zu diesem Vorhaben: einen regionalen Radiosender gründen. Dafür suchte er geeignete Mitstreiter. Seiner Vorstellung nach sollte ich mich um die technischen Voraussetzungen dieses Senders kümmern. Auch ein Teil der späteren Ausführungen, sprich Moderationen etc., trug er mir an. Es überraschte und ehrte mich wirklich, dass Albert ausgerechnet mir einen Platz in seiner Vision anbot. Währenddessen stellte er mir die möglichen Räumlichkeiten im Dachgeschoss seines Bürogebäudes vor. Auch über eine weitere, sehr wichtige Voraussetzung, hatte er sich bereits Gedanken gemacht: eine Sendelizenz. Denn er wusste, dass jemand im Ort zufällig im ungenutzten Besitz einer solchen Genehmigung ist. Dieser Jemand musste daher besucht und gefragt werden, ob er seine Lizenz für dieses Projekt einsetzen und zur Verfügung stellen würde. Bei diesem Besuch, ein paar Tage später, trafen wir einen älteren Herrn, der früher wohl Flieger oder beim Militär war. Stolz präsentierte er uns tatsächlich eine Sendelizenz. Alberts‘ Radiosender-Idee begrüßte er ausdrücklich und sicherte ihm die nötige Unterstützung durch das Nutzen der Lizenz zu. Allerdings warf er auch gleich ein, dass die endgültige Umsetzung des Plans wohl äußerst schwierig werden dürfte. Die staatlichen Voraussetzungen für den Schritt zur ersten eigenen ausgestrahlten Sendung stellten (wie auch heute noch) angeblich nahezu unüberwindbare Hürden dar. Das hänge vor allem von politischen Entscheidungen ab – dadurch ziehe sich ein solcher Vorgang ewig in die Länge. Politik halt mal wieder! Ein zusätzlicher Wermutstropfen stellte besonders für mich eine Bedingung des Gesprächspartners dar. Der begeisterte Keyboarder wollte nämlich auf dem neu zu gründenden Sender unbedingt seine eigene Musik präsentieren. Ich meine mich heute erinnern zu können, dass er sogar selbst produzierte CDs besaß. Für eben diese Musik sollten in dem geplanten Hörfunk ausreichende Sendezeiten zugesichert werden. Und genau diese Aussicht auf stundenlange Hammondorgel-Medleys oder Volksmusik-Interpretationen gefiel mir überhaupt nicht. Wer würde so etwas freiwillig und ständig hören wollen? Wie lange würde sich ein solches Programm denn in der Gunst der zukünftigen Hörer halten? | |
Eine weitere nicht zu unterschätzende Hürde in Albert's Vision eines solchen Senders sah ich in meiner ganz persönlichen finanziellen Versorgung. Wie sollte ich mit diesem Job meine Familie ernähren? Die ganze Idee war sicherlich irgendwie reizvoll, entpuppte sich jedoch bei näherer Betrachtung immer mehr zu einem wahren Himmelfahrtskommando. Zu viele „Wenn“ und „Aber“ machten dieses Projekt zu einem absolut unsicheren und mit etlichen Unwägbarkeiten besetzten Wagnis. | |
Leider hörte ich nie wieder etwas von Albert und seinem/unserem Traum vom eigenen Radiosender. Die Sache verlief somit im Sand, wo sie offenbar auch spurlos versickerte. >>Kapitel 9>> |
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Meine DJ-Biografie - Kapitel 9: STRÖHER SCHWARTEN
<<Kapitel 8<< | |||
Die Menschheit hat meines Erachtens hinsichtlich alkoholischer Darreichungsformen zu allen Zeiten ein beachtliches Erfindungsreichtum entwickelt. Was ja Kreationen, wie der uralte und legendäre „Pharisäer“, ein dem Irish Coffee ähnelndes, aus Kaffee, Rum und mit aufgesetzter Schlagsahne (zur Vermeidung der Alkoholausdünstung) bestehendes nordfriesisches Heißgetränk, oder so progressive und von Jugendlichen hochverehrte Kombinationen wie Energy-Drinks plus Hochprozentiges, auch durchaus eindrucksvoll bestätigen. Apropos „Pharisäer“: in meiner DJ-Laufbahn habe ich natürlich leider regelmäßig die tückische Wirkung alkoholischer Getränke bei der Gästeschar vor den Lautsprechern meiner SOUNDBOX unfreiwillig beobachten und daher live erleben dürfen. Dabei bleibt mir besonders der sogenannte „Ströher Schwarten“ in lebhafter Erinnerung. Ich behaupte mal sehr provokativ, dass eben dieses Gesöff - in leicht abgewandelter und dreister, weil nicht durch Schlagsahne abgedeckter Form - den „Pharisäer“ des Wagenfelder Ortsteils Ströhen (dessen Name war sicherlich entscheidend beteiligt an der Namensgebung des Heißgetränks) darstellt. | |||
„Ströher Schwarten“ Rezept (für all Diejenigen, die Interesse an Kultgetränken haben) Im südlichen Landkreis Diepholz und bestimmt wenigstens dreißig oder vierzig Kilometer drum herum, kocht man dazu zunächst mal ganz normalen Bohnenkaffee. In der Zwischenzeit erhitzt man Korn (also Kornbrand *HICKS*) und bringt zusätzlich die gleiche Menge Wasser zum Kochen. Anschließend gießt man diese drei Komponenten im jeweils gleichen Mengenverhältnis zusammen und süßt das Ganze mit Zucker nach. Dieses ist allerdings lediglich die „Das-Leben-ist-ein-Ponyhof"-Version. Die überzeugten und obendrein hartgesottenen „Ströher Schwarten“-Konsumenten bevorzugen selbstverständlich die Hardcore-Mischung: OHNE die Komponente des Wassers. | |||
Es ist wohl sehr leicht nachvollziehbar, wie katastrophal sich kochend heißer Kaffee mit viel Alkohol und reichlich Zucker auf den menschlichen Kreislauf und natürlich auf die Stimmung und später auch auf den Gleichgewichtssinn auswirken können. | |||
| Aus genau diesem Grund habe ich einige Male erwachsene Männer in sündhaft teuren und schicken Anzügen und auch überaus adrett gekleidete Damen wirklich der Länge nach auf Tanzdielen liegen und wild im Takt eines Rolling Stones-, AC-DC-, Uriah Heep- oder meinetwegen auch Marius Müller-Westernhagen-Hits zappeln und zucken sehen… selbst bei diesem zugegebenermaßen sehr befremdlichen Tanzstil und in ihrer eher ungewöhnlichen Haltung währenddessen, hielten die Trink-Tänzer... oder Tanz-Trinker... (?) immernoch unerbittlich ihre exquisite Tasse „Ströher Schwarten“ in der Hand! | ||
Mir erschloss sich jedoch nie wirklich, wann genau der richtige Zeitpunkt eintrat, an dem mal jemand einen Krankenwagen hätte rufen sollen, um die betreffenden Personen aus ihrer (drohenden oder schon eingetretenen?) Alkoholvergiftung zu retten. Mit der hier beschriebenen Sauf- und Feierkultur kann ich ehrlich gesagt wenig anfangen - sie stößt mich persönlich sogar ab. Doch ist sie leider weit verbreitet und obendrein unglaublich etabliert. Ich behaupte sogar, dass die allgemeine Einstellung zum Alkoholkonsum ein ernstes gesellschaftliches Problem darstellt – aber das will ich hier nicht weiter thematisieren. Denn selbst dadurch würde ich es wohl kaum ändern können. "Trinken Sie viel?" "Nööö, HICKS, dassss meisssste verschüttel ich!" In dem Sinne: PROST! *Burps!* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * Und weil es so gut zum Thema passt, hier - exklusiv und nur in der Internetausgabe meiner DJ-Biografie - noch die Geschichte, wie der Pharisäer möglicherweise zu seinem Namen gekommen ist. "Pharisäer", vorgetragen von Godewind. Ich hoffe, Ihr Leser versteht ein bisschen Plattdeutsch. ... weil diese Aufnahme so schlecht zu verstehen ist (es gibt im Netz keine bessere!), hier der Text: Een Pharisäer drink ick gern un dat hett sienen Sinn. Denn in de Kaffee, schwatt und stark, dor is noch Rum mit in. Wo kümmt de Rum in de Kaffeetass, woher is de Idee? Dat is een Geschicht von een lütje Dörp an de Küst, ünnern Diek, an de See. Dor weer eenmal een lütje Dörp an de Küst, an de See, ünnern Diek, De levt as all de annern hier, harn arme Lüüd und Riek. Se plögt dat Land, se melkt de Köh, plannt Kohl und Sellerie. Dat eenzige, wat anners weer, dat weer de Superie. De Düwel, de har Konjunktur, de Pastor plagt sick krumm. De Dörpslüd leepen jeden Dag mit´n Haarbüdel rum. Fröh an´n Morgen güng dat los, bet Middag weer´n se duhn Und de Paster predigt jeden Dag: "Laßt ab, ihr solltet Buße tun!" So güng dat denn een lange Tied, de Lüüd sehn gräsig ut. De Paster dacht: "Nu is genug, de Alkohol mutt rut! Denn nächste Week is Kindsdööp hier, dat paßt mi allerbest. Dor verdarv ick jüm de Superie op so een heilig Fest." To Kindsdööp keem dat ganze Dörp, de Paster mittenmang. Un he keekt vull Tofredenheit den grooten Disch henlang. Bloß Kaffeetassen mit dick Rahm, keen Alkohol to sehn un Torten, Stuten, Groschenstück, dat mutt een Wunner ween. De Kaffeeschlacht, de weer in Gang. De Lüüd, de sing’n een Leed. De erste schmitt sien`n Kaffee um, ´n Stück Tort fallt op ehr Kleed. Dor knippt een Deern een Kirl in´t Been, de Frunslüd kreiht as dull un de Paster denkt: "Hier stimmt wat nich, hier is doch mannigeen all vull." He kiekt na links, he kiekt na rechts, em kümmt wat in de Sinn. De Kaffee von de Naberslüüd, mag ween, dor is wat in. He grapscht de Tass vun de linke Siet un drinkt se hastig leer. He grapscht de Tass vun de rechte Siet un bölkt: "Ihr Pharisäer!“ So keem de Schwindel an de Dag, de Pharisäer to sien Naam. Wi alle drinkt em hüt noch gern mit babenop dick Rahm. Doch schallst du bi dat Umröhren nich de Rum na baben holen, anners markt de Paster von den Rum und du mußt de Zech betalen. Und die Moral von der Geschicht: Mit einem Pastor säuft man nicht. Und sollte er zugegen sein, leg auf den Kaffee Sahne und hau den Rum ganz unten rein. >>Kapitel 10>> |
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K 70 bis in alle Ewigkeit
Leises „Servus“ und zugleich „Herzliches Willkommen!“Aus dem Weltall, zumindest jedoch per Google Earth, ist vor dem Haus im Bäumerweg 1 in Nordborchen wenigstens ein K 70 auszumachen. Das sollte jedoch wenig verwundern, denn hier residiert niemand Geringeres als Joseph Wasmuth und seine Frau Eva. | |||||
| Allen aufmerksamen K 70-Club-Mitgliedern ist der Agraringenieur a.D. durch einen witzigen Slogan auf der Heckscheibe seiner K 70 bekannt: "Mit 70 immer noch K 70". Das war vor immerhin inzwischen fast einem Jahrzehnt Joseph`s unverwechselbare Art mit seinem Alter umzugehen. Im Laufe dieser Zeit musste er natürlich durch "Mit 77 immer noch K 70" nachlegen. Doch im kommenden Januar wird diese selbst entwickelte Formel leider nicht mehr passen, denn unser K 70-Senior-Schrauber führt dann eine "8" an ersten Stelle seiner Altersangabe. | ||||
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Ich nehme allerdings an, dass der „alte Knabe“, wie er sich selbst nennt, deswegen nicht spontan zum NSU Ro 80-Fahrer wird. Denn er hat sich ganz offensichtlich mit all seiner Leidenschaft fest dem K 70 verschrieben. Immerhin hat er im Laufe der Jahre bereits sieben K 70 selbst restauriert. Bis vor einiger Zeit besaß er sogar noch fünf dieser Fahrzeuge - inzwischen sind es nur noch vier. | |||||
| Denn das wohl älteste Mitglied des 1. Internationalen K 70-Clubs möchte oder muss zukünftig etwas kürzer treten. Mit fast 80 Jahren haben sich bei Joseph`s Gesundheit kleine Einschränkungen ergeben. Das stundenlange Stehen in der Grube unter einem Auto und vor allem das dann nötige Heben der Arme, um von unten an den Wagen zu gelangen und dort etwas zu reparieren, fallen ihm zunehmend schwer. Wobei ihm diese Arbeiten nach wie vor immer noch großen Spaß bereiten. Und sein Fuhrpark braucht ihn auch noch. | ||||
| Unter einem geräumigen Dach neben seiner Werkstatt schlummern nämlich automobile Erbstücke: ein Wartburg 1000 von 1951 und ein Opel Olympia von 1956 werden fahrbereit gehalten. Dahinter ruht ein schicker goldener 71er K 70L. In der Werkstatt bewahrt Joseph das Auto seiner Frau Eva auf - ein weißer VW Käfer aus dem Jahr 1963 - natürlich fahrbereit. Vor der Werkstatt steht ein texasgelber 73er K 70L. | ||||
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| Auf der anderen Seite neben dem Wasmuthschen Wohnhaus parkt ein sonnengelbes 73er K 70-Sondermodell und ein weißes Karmann-Ghia-Cabrio von 1966 in der Garage. Davor ein türkis-metallic-farbener später 72er K 70L. Eine graphit-metallic-farbene C-Klasse von Mercedes sucht einen neuen Besitzer. Als Alltagsauto dient dem Ehepaar ein silberner VW Caddy Maxi. Joseph führt mich in seinen Keller. Es ist sehr beeindruckend: hier arbeitet er Lichtmaschinen, Wasserpumpen, Anlasser, Getriebe, Motoren, etc. (zumeist für seine K 70) auf. Viele seiner Ausführungen hat er sich schon vor etlichen Jahren abgeschaut, selbst angeeignet oder sogar selbst erdacht. Trotz (oder gerade wegen) seiner autodidaktischen Fähigkeiten ist er stets für fachmännische Einflüsse dankbar. An diesem Ort muss jedem Betrachter klar werden, dass seine K 70-Sammlung Joseph`s Lebenswerk ist. | ||||
Eine Etage über dieser Wirkungsstätte bereitet Joseph`s Frau Eva, sie war früher mal Lehrerin, eine gemütliche Kaffeetafel im Wohnzimmer vor. "Laß uns mal rauf gehen einen Kaffee schlürfen", schlägt Joseph vor. Als wir die gute Stube betreten, lernen wir auch gleich die jüngste Generation der Wasmuths kennen - Enkelsohn Alexander Georg ist gerade mal drei Monate alt. Deshalb ahnt er sicherlich noch nicht, dass er vielleicht irgendwann mal die Autosammlung seines Opas erben wird. New GenerationNach dem Kaffee und einer angeregten Unterhaltung schreiten wir zum eigentlichen Anlass unseres Besuches: mein Sohn Marcel möchte nämlich den vor dem Haus stehenden texasgelben K 70 käuflich erwerben. Wir begutachten das 75-PS-Fahrzeug, Hauben und Deckel werden geöffnet, Reparaturstellen erörtert, auf Fehler und Defekte hingewiesen. | |||||
Zum Schluss werden wir uns auch über einen fairen Preis einig, den können wir zunächst mal anzahlen. Und sogar einen Motor samt Getriebe gibt es noch dazu. Wir dürfen den Wagen sogar gleich mit dem roten Kennzeichen überführen. Zum Abschied möchte ich ein Foto von Eva und Joseph vor dem verkauften K 70 machen. Doch statt sich dekorativ vor dem Wagen aufzustellen, steckt sich Joseph eine Zigarette an. "Nicht mit Zigarette!", schimpft Eva. "Ach was - die verstecke ich auf dem Foto", wehrt er ab. Typisch Joseph - Eva lächelt milde. Auf dem Foto ist keine Fluppe zu sehen. | |||||
Als wir zur Heimfahrt aufbrechen, sehe ich im Rückspiegel, wie Joseph doch sehr wehmütig ein letztes Mal seinem texasgelben K 70 hinterher schaut. Abschied ist ein bisschen wie Sterben. Nun besitzt er nur noch drei K 70. Doch er kann sicher sein, dass sein Texasgelber in den Händen von Marcel artgerecht gehalten, gepflegt und geliebt wird. | |||||
Am nächsten Wochenende bringen wir noch das Kennzeichen zurück, bezahlen den Rest und nehmen den K 70-Motor und -Getriebe auf unserem Anhänger mit. Was damit für die Wasmuths endet, beginnt für Marcel. Auf der Rückfahrt erkundigt er sich bereits, wie er jetzt Mitglied im K 70-Club werden kann. Und ZACK! - hat der Club ein neues Mitglied! Herzlich Willkommen, Marcel! | |||||
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Die glorreichen Sieben am Bernsteinsee
Ende April fand ich folgenden Eintrag im Internet-Forum der LLE-Kartei: | |||||
Es dauerte nur wenige Sekunden, bis ich gecheckt hatte, welch einzigartige Chance sich mir da bot. Und wenige Minuten später offerierte ich dem zuständigen Gerald Schadendorf, der sich unter der aufgeführten Telefonnummer meldete, unseren REDSTAR als Objekt für diese Dokumentation am Bernsteinsee im Osten Niedersachsens. Einen Bluestar habe man ihm schon angeboten, erzählte er. Leider saß dort jedoch ein PROJEKTZWO Heckflügel drauf und ein Südafrika-Kühlergrill dran und außerdem stand die Fuhre auf zwar schicken, aber leider total unoriginalen Alus. Herr Schadendorf, seineszeichens für Testfahrzeuge und Berichte der AUTOBILD KLASSIK zuständig, suchte also, wie bereits im ersten Satz des Forum-Eintrags geäußert, einen möglichst originalen Multivan. Wie gut, dass ich mich bei der Restauration unseres REDSTAR damals nicht dazu habe hinreissen lassen, allerlei Individualisierungen vorzunehmen. Ich gebe ja zu, dass ich auch mit genau einem solchen Heckflügel geliebäugelt hatte. Der legendäre Südafrika-Grill war mir allerdings zu teuer... Gedanken verschwendete ich einstmals daran jedoch schon. Und besonders das Tornadorot unseres REDSTAR hatte es dem Zeitungsmann schon angetan. Orlyblau- und Starbluemetallic würden auf Fotos halt nicht so brilliant wirken, wie eben dieses leuchtende Rot. Also mailte ich ihm ein paar aussagekräftige REDSTAR-Fotos und den Link zu meiner "Bullityp-Geschichte Teil 4". Als ich abends von der Arbeit zurückkehrte, hatte Gerald ("Moin Andreas :-)") inzwischen mitgeteilt, dass er vom REDSTAR begeistert sei und sich jetzt auf ein persönliches Kennenlernen freue. Eine Woche später steht der Termin bombenfest und schon am Samstag (2. Mai) des nächsten Wochenendes führt uns ab 8.00 Uhr das Navi mit dem REDSTAR bei strahlendem Sonnenschein und stahlblauem Himmel an den Bernsteinsee, ganz in die Nähe von Gifhorn... fast am Ende der Welt. Vorher lotst es uns allerdings über die B6 nach Hannover, dort auf die A2 Richtung Berlin, an der Abfahrt Hannover Lahe Richtung Burgdorf - aber zunächst in die City der niedersächsischen Landeshauptstadt zurück... dann aber doch an der nächsten Ampel per Powerslide wieder in die Gegenrichtung und bereits an der nächsten Kreuzung wieder rechts auf die A2... och nööö - jetzt reicht's aber mal... was soll denn der Unsinn? Entnervt folgen wir den Schildern nach Burdorf und beobachten hin und wieder nur noch aus dem Augenwinkel, wie der elektonische Navigator uns hektisch kreuz und quer durch die Region Hannover treiben möchte. | |||||
| Kurz nach 11.00 Uhr - immerhin nach beachtlichen 3 Stunden (!!!) für 180 Kilometer - rollen wir endlich in Stüde in eine bunte Runde unterschiedlichster T3-Wohnmobile über die Ziellinie. Ich bitte unser verwirrtes Navi trotz der überhaus herzlichen Begrüßung durch den Koordinator Gerald Schadendorf, sich gefälligst für gut eine Stunde Verspätung artig zu entschuldigen - es schweigt jedoch betreten. Na gut - unsere verspätete Ankunft scheint ohnehin niemanden groß zu stören. Die Springer-Verlag-Crew ist natürlich längst in Action... aber- "stellt Euren REDSTAR erstmal einfach dahinten ab, holt Euch 'nen frischen Kaffee aus dem Sprinter... und dann sehen wir weiter!" | ||||
Okay - das klingt generell schon mal alles ganz entspannt, so bleibt es glücklicherweise auch den ganzen Tag. Grundsätzlich sind wir ja mit unserem REDSTAR auch gar nicht der Hauptakt in dieser AUTOBILD KLASSIK-Episode. Ziel dieser Produktion ist es vielmehr, einige typische Reisemobile auf Basis des Volkswagen Transporter der 3. Generation zu vergleichen und vorzustellen. Und unser Multivan schließt den Reigen dieser Klasse natürlich perfekt ab - schließlich findet man in ihm insbesondere in den Disziplinen Schlafen und Fahren den ursprünglichsten Meister. Weshalb dieser Vergleich der Kombination aus Reisemobil und kultigen T3 im übrigen zusätzlich auch seinen Weg in die Schwesterzeitschrift AUTOBILD REISEMOBIL finden wird. Was somit die berühmten zwei Fliegen mit einer Klappe darstellt. | |||||
| Für die Umsetzung dieses Vorhabens sind zwei Fotografen (Christian Bittmann und Roman Rätzke), der Autor (Jan-Henrik Muche), ein AUTOBILD Testfahrer (Ivo Bartoluvic) und der Testplaner (Gerald Schadendorf) sowie Joshua Kaiser und Annette Goebels-Meerwaldt emsig dabei, an sieben Fahrzeugen zu recherchieren. Dazu steuerte das VW-Transporterwerk Hannover einen weißen Syncro Atlantic Hochdach mit Westfalia Ausbau und 112 PS-Wasserboxer bei. | ||||
| Eine weitere Leihgabe von dort ist ein brauner Joker, ebenfalls mit Westfalia Ausbau, Faltdach, 70-PS Luftboxer und Automatik. Aus Hamburg mitgebracht hat der Testplaner einen dunkelblauen Dehler mit Wasserboxer, der Autor selbst führte einen orangefarbenen Reimo-Camping-Bulli mit Hochdach und 70 PS Turbodiesel aus Frankfurt heran. | ||||
| Aus dem Frankenland mit einem Karmann Gipsy und 70 PS Turbodiesel dabei ist Steffen Riemer. Eine Doppelkabine mit absetzbarem Tischer-Wohnabteil und 50 PS Saugdiesel wirft Rüdiger Schneider aus Berlin ins Spiel. Und nicht nur den fotogenen Farbklecks in der Runde bietet schließlich unser Multivan REDSTAR mit seinem 70 PS-Turbodiesel. Zum Produktionsfuhrpark gehören schließlich noch ein silberner Hochdach-Sprinter, ein brauner Ford Kuga und ein silberner Toyota Yaris Hybrid. | ||||
| Das AUTOBILD-Team vermisst (von messen!) die Fahrzeuge, ermittelt Wendekreise, Gewichte und Geräuschpegel, listet Camping-Ausstattungen auf. Unser REDSTAR verfügt zwar weder über einen Schrank oder Herd und auch keine Spüle. Hat aber immerhin das breiteste Bett, ist zudem der leichteste (knapp 1.700 kg), leiseste (ca. 76dB) und schnellste (laut Tacho über 140 km/h) Kandidat. | ||||
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| Niemand - wirklich NIEMAND - nervt in dieser Runde mit Aussagen über zu wenig Motorleistung unseres originalen Turbodiesels. Die leere Doppelkabine mit dem Tischer-Aufbau und der schwächsten Maschine in der Runde beispielsweise müht sich weitaus mehr mit 1.500 Kilo auf der Hinterachse und 800 Kilo auf der Vorderachse ab. | ||||
Die Fotografen lassen alle Fahrzeuge einzeln vorbei fahren und "ziehen mit", lassen so dynamisch wirkende Fotos entstehen. Coole Aufnahmen gibt es auch während der Fahrt aus dem Kuga-Kofferraum auf der Gegenspur. | |||||
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| Aber auch Standard- und Detailaufnahmen finden ihren Platz auf digitalen Speicherkarten. Richtig aufwändig sind schließlich die sogenannten "Aufmacher". Das sind die Fotos, die den Artikel später einleiten, quasi die Titelbilder. Gefühlt stundenlang steht in unserem Fall der Fotograf zunächst auf einer wackeligen Leiter - später auf dem Sprinterhochdach - und dirigiert die Fahrzeuge an den rechten Fleck für die perfekte Aufnahme. Immer wieder muss er Korrekturen vornehmen, weil sich der Stand der Sonne verändert... ach nein, es ist ja unsere Erde, die sich dreht. Schließlich wird jedes Fahrzeug nochmal mit mobilen Blitzgeräten ausgeleuchtet. Ohne, dass ich persönlich je darauf eingewirkt habe: unser REDSTAR steht als Eyecatcher dieser Runde IMMER im Vordergrund. | ||||
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Und: ach ja! Wir sind ja am Bernsteinsee. Sein besonderes Highlight ist eigentlich ein breiter, herrlicher Sandstrand. Ich persönlich kenne die Gefahren von Sand aus anderen Gelegenheiten... das Team hat keine Lust auf Bilder von Fahrzeugausgrabungen - deshalb wird es auf einem Foto lediglich im Hintergrund etwas Bernsteinsee-Wasser zu sehen geben. | |||||
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| Als die Sonne rot am Horizont hinter den Bäumen verschwindet, sind alle geplanten Aufnahmen im Kasten. Die Anwesenden beziehen ihre Unterkünfte im Bernsteinsee-Hotel oder (wie passend) auf irgendeinem Campingplatz bzw. Parkplatz. Den Abend lassen wir dann im Restaurant am See ausklingen - einige bemerken erst jetzt, dass sie sich tagsüber einen leichten Sonnenbrand zugezogen haben. | ||||
| Der Sonntagmorgen beginnt mit einem gemütlichen Frühstück. Anschließend schießt Fotograf Roman Rätzke noch sogenannte "Freistellfotos". Dabei werden die Fahrzeuge vor einen möglichst einfarbigen Hintergrund gestellt, in diesem Fall ist es der blaue Himmel. Somit wird die bildliche Freistellung der Fahrzeuge am Computer erleichtert. Fotograf Christian Bittman ordnet sämtliche Bullis nochmal zu einem Halbkreis für ein "Making-of"-Foto mit allen Beteiligten. Und dann ist das Highlight dieses Wochenendes auch schon Geschichte. Das heisst - die Geschichte dieses Wochenendes erscheint Mitte August in der Ausgabe 3/2015 der AUTOBILD REISEMOBIL und zusätzlich in der Ausgabe 3/2016 auch in der AUTOBILD KLASSIK. Dann (also nach der Veröffentlichung) gibt's schließlich für uns auch alle Fotos von den Profis. Na dann - schaun mer mal, dann sehn wir schon! | ||||
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Meine DJ-Biografie - Kapitel 10: KAMPF OHNE DJ
<<Kapitel 9<< So treibt der im vorangegangenen Kapitel erwähnte Alkoholkonsum natürlich manchmal auch sehr groteske Blüten. Baten mich Gäste eines Geburtstages doch tatsächlich mal, aktiv in eine Prügelei einzugreifen. | |
Und das kam so: bereits während des mehrgängigen und gut zweistündigen Festmenüs floss der Alkohol in Strömen. Beim bald folgenden Ehrentanz waren daher einige Feiernde auch schon sichtlich angeschickert. Doch Alkohol löst bekanntlich nicht nur Zunge und Gleichgewichtssinn – es lässt zudem die Hemmschwelle, in diesem Fall beim Tanzen, sinken. Der hohe Alkoholpegel der Tanzenden verhalf mir DJ also zu einer „vollen“ (… mir ist die Doppeldeutigkeit durchaus bewusst und ganz recht) Tanzfläche – die Stimmung war wirklich bombig! In den kurzen Tanzpausen genoss man logischerweise wieder die üblichen Alkoholitäten… übrigens natürlich auch „Ströher Schwarten“. Dieses Wechselspiel zwischen Tanzrunden und Tanzpausen zog sich so über ein paar Stunden hin. Der kontinuierlich ansteigende Alkoholpegel machte es mir als DJ wirklich leicht, die Gäste nach den Pausen immer wieder vor die Lautsprecher der SOUNDBOX zu locken. Irgendwann fiel mir in der Menge ein Gast auf, der sich offensichtlich mit einem Anderen stritt. Mit hochrotem Kopf (sicherlich auch eine Folge des „Ströher Schwarten“-Konsums) und vom Schweiß des Tanzens wild ins Gesicht hängenden Haaren, stieß und schubste er seinen Gegner herum. Wenig später flogen sogar die Fäuste - ich konnte eine geplatzte Augenbraue erkennen, ein Hemdkragen riss und wurde mit Blut getränkt. Plötzlich bildete sich um den Störenfried eine Traube von Menschen. Trotz allgemeinen Verlustes der Muttersprache schrien alle durcheinander und versuchten den aggressiven Gast im Zaum zu halten. Die eben noch so ausgelassene Stimmung schlug innerhalb weniger Sekunden in Angst und Chaos um. Ich reduzierte sofort die Lautstärke der Musik – jetzt tanzte sowieso niemand mehr. Zunächst sah es noch so aus, als könnte die Gesellschaft den Hahnenkampf eindämmen – doch schließlich wurde die Auseinandersetzung draußen weitergeführt - härter und unnachgiebiger als zuvor. Jemandem wurde dabei tatsächlich das halbe Ohr abgerissen, es gab auch ein blaues Auge, Blut an der Faust, die dem offenbar Streitsüchtigen eine reinhauen wollte, aber nur dessen Zähne getroffen und daran geschnitten hatte, weinende Frauen, wütende Männer. | |
Eine der weinenden Frauen flehte mich an, einzugreifen und erklärte: der Bruder des Geburtstags“kindes“ hätte wohl offensichtlich den vielen Alkohol nicht vertragen… er sei eh Alkoholiker! Ich stutzte: „Er ist waaas?“„Alkoholiker!“ Ich war fassungslos. „Obwohl ihr das wisst, habt ihr ihn Alkohol trinken lassen?“ fragte ich ungläubig. Jetzt wurde mir klar, was hier gerade passierte. Und für mich war in diesem Moment auch klar, dass ich hier ganz sicher nicht eingreifen werde. | |
Also erklärte ich der heulenden Dame, dass ich ein absolut friedfertiger Mensch sei und mich noch nie in meinem ganzen Leben mit irgendjemandem geprügelt habe… und das ganz sicher auch hier und zu diesem Anlass nicht zu ändern bereit bin. Ich sei an diesem Tag einfach nur als Discjockey engagiert... aber nicht als Kindergärtner… denn den brauchte die besoffene Meute wohl offensichtlich eher. „Jetzt stell‘ dir mal vor, euer Alki wacht morgen früh auf… und das einzige, woran er sich gerade noch erinnern kann ist, dass der DJ ihm eine verpasst hat! Nein, das könnt' ihr nicht von mir verlangen!“ gab ich ihr zu bedenken. „Das Einzige, was ich jetzt mache ist, dass ich unverzüglich meine Sachen packe und mein Geld haben möchte – HIER IST JETZT FEIERABEND!“ Der Saal war leer – die komplette Gesellschaft prügelte sich draußen – die Stimmung war sowieso total im Eimer… Abgelenkt vom blutigen Kampf der Gladiatoren haben die meisten Gäste dieser illustren Runde sicherlich nicht mal mitbekommen, wie die SOUNDBOX „die Biege“ machte. | |
>>Kapitel 11>> |
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